Provokante Sprüche mit ernstem Hintergrund: Die neue Verkehrssicherheitskampagne des Landes Tirol in Zusammenarbeit mit der Polizei und dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) widmet sich in den Jahren 2024 und 2025 dem Thema „Fahren unter Beeinträchtigung“. Ob Alkohol, Drogen oder Medikamente – jedes Jahr verlieren Menschen auf Tirols Straßen ihr Leben, weil Verkehrsteilnehmende beeinträchtigt ein Fahrzeug lenken, sich selbst überschätzen und die Gefahren unterschätzen.
Die „ernüchternde“ Statistik
Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie jemanden kennen, die oder der kürzlich alkoholisiert oder durch Drogen oder Medikamente beeinträchtigt ein Fahrzeug gelenkt hat, ist hoch. Im doppelten Wortsinn ernüchternd ist jedenfalls ein Studienergebnis des KFV: Rund 650.000 Menschen gaben bei einer Befragung Ende 2023 an, in den vergangenen zwölf Monaten unter Alkoholeinfluss gefahren zu sein. Beim Lenken unter dem Einfluss von Drogen waren es 250.000 Personen. Entsprechend fällt auch die Statistik der Polizei aus: 2023 wurde in Tirol bei 3.900 Lenker- Innen im Rahmen von Polizeikontrollen eine Alkoholisierung festgestellt. Rund 1.000 „DrogenlenkerInnen“ gingen der Exekutive ins Netz, das bedeutet im Vergleich zu 2020 mehr als eine Verdoppelung. Das Resultat: 275 Verkehrsunfälle im letzten Jahr mit Verletzten oder getöteten Personen, bei denen Alkohol als Hauptunfallursache festgestellt wurde. 322 Menschen wurden dabei verletzt und drei Menschen sind gestorben. Drogenkonsum als Hauptunfallursache wurde bei 13 Unfällen eindeutig festgestellt, dabei wurden 21 Menschen verletzt und eine Person hat ihr Leben verloren.AlkolenkerInnen in allen Altersgruppen
Wer ist der oder die typische AlkolenkerIn? Statistisch gesehen ist der Stereotyp männlich, rund 40 Jahre alt und mit mehr als einem Promille Blutalkohol unterwegs. Aber generalisieren sollte man es trotzdem nicht: Der/die jüngste AlkolenkerIn war 2022 erst 13 Jahre alt, der/die älteste über 90. Der Großteil der DrogenlenkerInnen ist männlich, die Zahl ist seit Jahren relativ gleichbleibend. Hingegen gab es bei Frauen einen markanten Anstieg. Übrigens sind nicht alle alkoholisierten oder unter Drogeneinfluss fahrenden Menschen im Pkw unterwegs: Tatsächlich waren es 2022 rund 56 Prozent, die ein Auto lenkten, gefolgt von mehr als 30 Prozent Radfahrenden.Die Schicksale hinter den Zahlen
So viel zu den Zahlen. Doch hinter der Statistik stehen Menschen. Menschen mit Familien und FreundInnen. Menschen, deren Leben beendet wurde oder deren Leben nie wieder so sein wird, wie es vor dem Unfall war. Die Verkehrssicherheitskampagne des Landes wird sich auch mit dem Schicksal von Unfalllenkenden und Angehörigen von Verletzten oder Getöteten auseinandersetzen. Sie werden in Videos zu Wort kommen und ihre Geschichten erzählen. Auf der einen Seite steht großes Leid bei den Angehörigen und FreundInnen, die einen geliebten Menschen verloren haben oder dessen Leben infolge eines Unfalls nie mehr so sein wird, wie es war. Au der anderen Seiten geht es für die UnfalllenkerInnen um mehr als nur um den Führerschein. Geld- oder Haftstrafen, Schadenersatzzahlungen, die mitunter den finanziellen Ruin bedeuten können, und Vorstrafen mit Folgen im Berufsleben sind die Konsequenz. Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben sie auch Verletzungen davongetragen, sind lange im Krankenhaus, müssen mit ihrer Tat psychisch zurechtkommen, werden womöglich von der Gesellschaft oder der eigenen Familie ausgegrenzt. Besonders tragisch: Jeder Unfall, an dem ein/e LenkerIn unter Alkohol- oder Drogeneinfluss beteiligt ist, ist vermeidbar. Niemand muss in diesem Zustand ein Fahrzeug lenken.HeldInnen der Nacht
Damit diese vermeidbaren Unfälle irgendwann der Vergangenheit angehören, braucht es ein Umdenken in der Gesellschaft. Statt wegzusehen, wenn sich jemand angetrunken hinters Steuer setzt, sollte man die HeldInnen der Nacht feiern: Jene Menschen, die nichts trinken, um ihre FreundInnen sicher nach Hause zu bringen und jene Menschen, die den Zug, Bus oder das Taxi nehmen. Es braucht Zivilcourage, um dieses Thema anzusprechen – es braucht noch viel Überzeugungsarbeit. Auch hier setzt die Verkehrssicherheitskampagne des Landes an.Discofox mit jähem Ende
Egal ob Jung oder Alt, Schlagerfan oder eben auch nicht – dieses Lied kennen alle: Für die Verkehrssicherheitskampagne des Landes wurde der Discofox-Hit „1000 und 1 Nacht (Zoom!)“ abgewandelt. Das Lied mit großem Ohrwurmpotenzial bildet das Herzstück für Filme sowie Radio- und Onlinewerbung. Die ausgelassene Partystimmung findet mit einem lauten BOOM ein jähes Ende.Sensibilisieren und Bewusstsein schaffen
120 Tafeln entlang der Landesstraßen B und L, Filme und Beiträge auf Social Media, Plakate und Informationen in Gastronomiebetrieben und Fahrschulen, Kinowerbung, Radiospots und Informationen auf der Landeswebsite: Das sind die unterschiedlichen Maßnahmen, mit denen das Land Tirol auf die Thematik aufmerksam macht.#RedenWirDarüber
Die Zahlen zeigen deutlich: Es braucht Überzeugungsarbeit. Reden Sie mit Ihren FreundInnen, Verwandten und Bekannten. Überlegen Sie sich vorab, wie Sie nach einer Feierlichkeit nach Hause kommen. Treten Sie für Ihre Überzeugung ein. Klar ist: Jeder Unfall unter Beeinträchtigung ist einer zu viel!Den ersten Film der Kampagne finden Sie unter tirol.gv.at/lebenriskiert