18. September 2023

Vom Gauhaus zum Landhaus. Ein Tiroler NS-Bau und seine Geschichte

Ein Arbeiter entfernt eine Abdeckung<br/>im ehemaligen<br/>Gauleiterzimmer,<br/>unter der sich ein<br/>1945 beseitigtes NS-Zitat<br/>befunden hat.
Beitrag teilen
Entfernung einer Abdeckung
im ehemaligen
Gauleiterzimmer,
unter der sich ein
1945 beseitigtes NSZitat
befunden hat.
Am 6. Mai 1939 feiert die lokale Elite der Nationalsozialisten die Fertigstellung des Gauhauses. Es soll das neue „Wahrzeichen“ der Stadt Innsbruck werden.

Als Sitz der Parteidienststellen entwickelt sich das Gebäude zum Zentrum der Macht und zur Schaltzentrale des NS-Verfolgungsapparats. Nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 wurde der Bau vom Land Tirol genutzt, ohne die Bedeutung des Gebäudes während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu thematisieren. Dieser Umgang mit dem Gebäude nach 1945 bildet die Tiroler Erinnerungskultur bezüglich der NS-Zeit ab, indem die Vergangenheit verschwiegen und die Geschichte des Gebäudes umgedeutet wurde.
Seit einigen Jahren werden die Historie des Hauses und der Umgang mit dem baulichen Erbe aufgearbeitet und diskutiert. So soll die Geschichte des Landhauses auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden: Interessierte sind eingeladen, die Ausstellung ab 5. Oktober 2023 im heutigen Festsaal und den beiden angrenzenden Räumen zu besuchen.
Die Ausstellung thematisiert in drei ehemaligen Räumen der Gauleitung – dem Sitzungsaal, dem Vorzimmer und der Kanzlei des Gauleiters – die NS-Vergangenheit des Landhausareals. Anhand von Dokumenten und Fotos aus verschiedenen Archiven zeigt sie die Planung, den Bau und die Nutzung des Gebäudes und beleuchtet seine Bedeutung bis in die Gegenwart. Die Erzählung von Geschichten einzelner Personen aus der Arbeitswelt des Landhauses bietet Einblicke in den Verwaltungsalltag und den Verbrechenskomplex des Nationalsozialismus. Auch der gesellschaftliche Umgang mit diesen Verbrechen und dem historischen Ort werden thematisiert.

Veranstaltungsprogramm

Die Ausstellung wird ergänzt mit Führungen und Vermittlungsangeboten für Jugendliche und Erwachsene. Ein Veranstaltungsprogramm mit Vorträgen und Diskussionsrunden widmet sich weiteren Themen der NS-Zeit in Tirol.
Inhaltlich wird die Ausstellung von Hilde Strobl und Christian Mathies, den VerfasserInnen der jüngst erschienenen Publikation „Vom Gauhaus zum Landhaus. Ein Tiroler NS-Bau und seine Geschichte“ gestaltet. Die Umsetzung liegt bei zahlreichen Landesabteilungen und wird von den Tiroler Landesmuseen unterstützt. Das Buch entstand im Rahmen einer 2019 installierten ExpertInnenkommission und stellt die Bau-, Nutzungs- und Bedeutungsgeschichte des Gebäudes dar und kann im Tiroler Landesarchiv bzw. im Buchhandel erworben werden.
 

Letzte Ausgaben