Nach einem Pilotjahr wird die Initiative nun ausgeweitet. Präsentiert wurde sie sowie die dazugehörige neue Kampagne des Landes im Anschluss an die Frühjahrsklausur der Tiroler Landesregierung. Denn dort stand alles im Zeichen des Wohnens. „Mobilisieren, mobilisieren, mobilisieren“ heißt das Credo, um Mietbedürfnissen nachzukommen, Eigentum zu unterstützen und Spekulation zu verhindern.
- „Ich will mich nicht ärgern und lasse die Wohnung lieber leer stehen, bevor Schäden durch Mieterinnen oder Mieter entstehen.“
- „Das Mietrecht ist mir viel zu kompliziert und der Aufwand zu groß. Wenn die Wohnung leer steht, habe ich zumindest keinen weiteren Aufwand.“
- „Ich habe Sorge, dass die Miete nicht bezahlt wird. Das Risiko ist mir zu groß.“
Gemeinsam mit den Partnern TIGEWOSI und p g f Rechtsanwälte werden alle organisatorischen, rechtlichen und technischen Aufgaben rund um die Vermietung von Anfang bis Ende der Mietdauer (drei Jahre) übernommen. „Solange es in Österreich ein so strenges Mietrecht gibt, werden wir unterstützen, um für Mieterinnen und Mieter zusätzliche Wohnungen zu mobilisieren“, ist der Landeshauptmann überzeugt.
Dass es in Tirol in diesem Bereich durchaus Potenzial gibt, untermauern auch Zahlen. Im ersten Jahr wurden 500 Anfragen, Beratungen und Kontakte verzeichnet und von 100 konkreten Ansuchen 25 Wohnungen vermietet, zehn befinden sich in Vorbereitung. Und das in der Pilotphase!
Vermieten ohne Ärger und ohne Risiko – weitere Informationen finden Sie ab Seite 9 sowie unter: www.tirol.gv.at/sicheresvermieten
Lösungen von Gramais bis Innsbruck
„Leistbarer Wohnraum ist ein Grundbedürfnis. Es wird an mehreren Schrauben gedreht, um den Zugang zu leistbarem Wohnraum zu erleichtern und hohe Wohnkosten abzufedern“, hebt auch Wohnbaureferent LHStv Philip Wohlgemuth hervor. Dazu braucht es auch:■ Zahlen statt „Leer-Stehen-Lassen“: Wenn in Tirol Wohnungen, Häuser oder Gebäude länger ohne Wohnsitz leer stehen, wird eine „Leerstandsabgabe“ fällig. Ausnahmen gibt es zum Beispiel bei Eigenbedarf für die eigenen Kinder. In Tirol wird die Abgabe mit einem neuen Gesetz deutlich erhöht. Das heißt: Leerstand wird unattraktiver. Außerdem können die 277 Tiroler Gemeinden selbst entscheiden, ob sie eine solche Abgabe einheben – denn Gramais ist beispielsweise nicht Innsbruck, andere Voraussetzungen brauchen andere Maßnahmen.
■ Keine Spekulation mit der Wohnbauförderung: Die Landesregierung spricht sich dafür aus, dass wohnbaugeförderte Wohnungen erst nach 15 Jahren verkauft werden dürfen (bisher sind es acht Jahre).
Für die TirolerInnen gegen Leerstand und Spekulation
In Tirol sind es aber nicht nur Spekulationen, die Preistreiber sind – zusätzlich sind Grund und Boden in Tirol besonders wertvolle Ressourcen. Wer Tirol schon aus der Vogelperspektive sehen durfte, konnte sich davon selbst ein Bild machen: Durch Berge und enge Täler ist der Siedlungsraum begrenzt. Genau deshalb ist es so wichtig, Bestandsgebäude und bereits gewidmete Flächen zu nutzen. Das weiß auch die Tiroler Landesregierung.„Wir geben auf Tirols Grund und Boden Acht – Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer sind wichtige Partner, keine Gegner. Die Raumordnung bietet die nötigen Instrumente, um Spekulation und Preistreiberei Einhalt zu gebieten und auf Bodensparen zu setzen“, sagt LHStv Josef Geisler.
Das heißt:
■ Bestehendes nutzen: Der Grundsatz heißt „Innen vor Außen“. Bevor neu gebaut wird, sollen Bestandsgebäude genutzt und saniert werden. Das wird auch in Genehmigungsverfahren Niederschlag finden.■ Bereits gewidmete, aber noch nicht bebaute Flächen nutzen: Das betrifft Widmungen vor 1. Juli 2020 (jene danach unterliegen ohnehin einer Frist, innerhalb welcher der Grund bebaut werden muss). Wird nicht gebaut, soll eine „Baulandmobilisierungsabgabe“ greifen. Wie diese Abgabe konkret ausschauen soll, wird jetzt gemeinsam mit den Sozialpartnern, dem Gemeindeverband, der Stadt Innsbruck und weiteren Systempartnern ausgearbeitet. Fest steht, dass es natürlich Ausnahmen geben soll – unter anderem sind der Eigenbedarf der EigentümerInnen sowie deren Nachkommen, Gewerbegebiete oder Sonderflächen ausgenommen. Außerdem soll eine solche Abgabe nicht von heute auf morgen eingeführt werden. Es sind angemessene Übergangsfristen angedacht.
Neue Servicestelle „Wohnen“ für Gemeinden
Damit auch die 277 Tiroler Gemeinden und die gemeinnützigen Wohnbauträger in ihrer Aufgabe unterstützt werden, wird eine „Servicestelle Wohnen“ eingerichtet. Denn wenn es um Wohnen geht, sind viele FachexpertInnen gefragt – jene in der Wohnbauförderung, jene in der Raumordnung oder jene im Tiroler Bodenfonds. Die Servicestelle wird hier künftig koordinieren und die Gemeinden unterstützen.Alles in allem zeigt sich: Das Thema Wohnen hat viele Facetten. Grund und Boden sind wertvoll, deshalb geht es vor allem darum, Leerstand zu bekämpfen und vorhandenen Wohnraum zu aktivieren.
„Vision Zukunft Wohnen in Tirol 2035“
Leerstand vs. Wohnbedarf: Die Wohnbedarfsstudie Tirol 2024–2033 zeigt deutlich, dass sich der Wohnbedarf und das Wohnverhalten in den kommenden Jahren erheblich verändern werden. Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, braucht es innovative Lösungen für leistbares Wohnen sowie die Förderung neuer Wohnformen. Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Dringlichkeit, mit einer klaren Vision für die Zukunft zu handeln. Mit der „Vision Zukunft Wohnen in Tirol 2035“ will das Land Tirol sicherstellen, dass bedarfsgerechtes Wohnen in allen Tiroler Bezirken möglich ist – für Jung und Alt, für Familien und Alleinstehende.„Ich will, dass sich junge Menschen in Tirol Eigentum schaffen können. Wir müssen steuernde Maßnahmen ergreifen und werden nicht jene bestrafen, die sich etwas geschaffen haben.“
– LH Anton Mattle
„Es braucht gezielte Maßnahmen, um den Zugang zu Wohnraum zu erleichtern und hohe Wohnkosten abzufedern – insbesondere für junge Familien und Menschen mit geringerem Einkommen. Wir setzen auf die Wohnbauförderung, eine zukunftsorientierte Raumordnung und effektive Mobilisierung von Leerstand.“
– LHStv Philip Wohlgemuth