04. Juli 2022

Unterwegs mit den Tiroler Naturpark-RangerInnen

von Anna Krepper
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Schutz vor Veralgung: Abgrenzung der Walderalm-Teiche durch traditionelle Zäune aus Lärchenholz. Durch die traditionelle Bauweise können die Balken im Winter leicht abgebaut werden.
„Durch das Fernglas einen Uhu-Horst samt Uhu-Mama mit ihren Jungen mitten im Klettergarten zu sehen, war bisher das schönste Erlebnis. Glücksmomente wie diese, wenn ein Uhu- Weibchen dank der Arbeit von uns Rangerinnen und Rangern sogar im Klettergebiet ungestört brüten kann, machen diesen Beruf so spannend und bedeutsam.“

Marina Hausberger ist eine von drei Naturpark-RangerInnen im Naturpark Karwendel. Wie schaut die Arbeit als Naturpark-RangerIn aus? „Es ist nicht ganz so wie im Film“, lacht Marina und lädt ein, sie im Naturpark Karwendel zu begleiten.
Treffpunkt „Büro Naturpark Karwendel“ am Unteren Stadtplatz in Hall. Es regnet. Dennoch sticht im Eingangsbereich des Büros eine bunte Blumenwiese ins Auge, die – wie später erklärt wird – erst vor kurzem im Rahmen des Naturschutzpakets umgesetzt wurde. Hermann Sonntag, Geschäftsführer des Naturparks Karwendel, öffnet die Tür zum Büro. Bei einer Tasse Kaffee werden die Eckpunkte des heutigen Tages besprochen: „Heute geht´s auf die Alm. Du schaust auf jeden Fall sehr gut vorbereitet aus“, meint Hermann Sonntag und zeigt mit einem Zwinkern auf meine Wanderschuhe. Die Walderalm liegt oberhalb von Gnadenwald auf 1.500 Höhenmetern. „Vor elf Jahren haben wir die ursprünglichen Walderalm-Teiche wieder zum Leben erweckt – und zwar durch eine Renaturierungsmaßnahme des Naturparks. Damit die Teiche nicht wieder aufgrund von zu viel Nährstoffeintrag durch Kuhmist veralgen, schützen wir sie durch Lärchenholzzäune.“ Diese sollen nun erneuert werden. Das Projekt muss noch am selben Tag abgeschlossen werden, denn das kleine Team von insgesamt zehn Personen hat im größten Naturpark Tirols mit 739 Quadratkilometern ordentlich zu tun.
Vielfältige Aufgabenbereiche in den Tiroler Naturparken
Die Naturpark-RangerInnen sind vor allem für die praktische Umsetzung von Naturschutzprojekten – wie die Aufstellung von Zäunen bei den Walderalm- Teichen – sowie für Schutzmaßnahmen oder die Ausweisung und Beschilderung von sensiblen Lebensräumen zuständig. Darüber hinaus ist die BesucherInnenlenkung eines ihrer zentralen Aufgabengebiete. Dabei werden Problemstellen in den Naturparken, die durch BesucherInnen oder die Land- und Forstwirtschaft verursacht werden, identifiziert und  Lösungskonzepte entwickelt. Schließlich werden die BesucherInnen gezielt durch die Naturparke „gelenkt“. Wie wichtig auch der Bildungsauftrag der Naturparke ist, zeigt beispielsweise die Erweiterung des Naturparkhauses im Hochgebirgs-Naturpark Zillertal. Mit einer neuen Ausstellung soll das Wissen der Naturparke informativ und spannend aufbereitet an die Bevölkerung weitergegeben und die Faszination für die einzigartigen Naturschutzgebiete gefördert werden. „Ich glaube, die Vermittlung dieses Wissens ist das A und O in unserem Beruf. Alles, was du nicht kennst und weißt, wirst du auch nie zu schätzen wissen“, erklärt Rangerin Marina.
Freiwillige packen mit an
Auf der Walderalm hat es aufgehört zu regnen. Die Pfähle für die Zäune werden überprüft und die neuen Balken vorbereitet. Marina erzählt währenddessen noch von den vielen Freiwilligenaktionen, die sie organisiert. Auch hier auf der Walderalm treffen sich einmal im Jahr Freiwillige mit den RangerInnen, um die Teiche von Pflanzen, wie dem Knöterich oder Wasserlinsen, zu befreien. Bei rund zwölf Freiwilligenaktionen pro Jahr hat sich mittlerweile eine kleine Gruppe an Freiwilligen gefunden, die jedes Jahr dabei ist. Auch in den vier anderen Naturparken werden Freiwilligenaktionen immer beliebter. „Man merkt, dass die Sensibilität in der Bevölkerung für den Schutz der Natur gestiegen ist“, ist Marina überzeugt.
Große Schutzgebiete – große Verantwortung
Viele Freiwillige sind wichtig, denn werden die Schutzgebiete erweitert, wie zuletzt im Naturpark Kaunergrat oder im Naturpark Karwendel, stellt dies auch eine Herausforderung für die Arbeit der Naturpark-RangerInnen dar: „Manchmal ist es schwierig, in diesem weitläufigen Gebiet mit nur drei Rangern den Überblick zu behalten. Man muss sich auf einige wenige Gebiete beschränken und Prioritäten setzen“, sagt Marina. Das öffentliche Interesse und auch der Zustrom in die Naturparke haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, wodurch sich die Aufgaben ständig erweitern. Das ist auch mit ein Grund dafür, warum die Förderungen für die Personalkosten vom Land Tirol in den kommenden zwei Jahren um insgesamt 240.000 Euro aufgestockt werden. 
Wie wird man Naturpark-RangerIn?
Mehr Naturpark, mehr Personal. Doch wie wird man Naturpark-RangerIn? Anders als in den Nationalparken, wo man seit 2010 eine österreichweit einheitliche RangerInnen-Ausbildung absolvieren kann, haben die Tiroler Naturpark-RangerInnen in der Regel ein naturwissenschaftliches Studium absolviert. Darüber hinaus sind sie ausgebildete Bergwander- und NaturführerInnen und verfügen dadurch über ein fundiertes Wissen, das sie in ihrer Arbeit vor Ort, aber auch in der Konzeption und Planung von Naturschutzprojekten benötigen. Eine der wichtigsten Fähigkeiten ist für Marina eine gute Kommunikation: „Indem wir viel im Gebiet unterwegs sind, bekommen wir auch sehr viel von den Leuten vor Ort mit. Wir sind quasi Vermittler. Bei uns läuft sehr viel zusammen und wir schauen darauf, dass es für alle passt und wir eine ‚grüne‘ Mitte finden.“ Die Arbeit als Naturpark-RangerIn kann sehr herausfordernd sein, denn man ist ständig im Austausch mit LandwirtInnen, FörsterInnen, JägerInnen und BesucherInnen und muss unterschiedliche Interessen in Einklang bringen. Doch am Ende des Tages sind es eben die eingangs erwähnten kleinen Glücksmomente wie der Nistplatz des Uhu-Weibchens mitten im Klettergebiet. Durch Naturschutzmaßnahmen wie temporäre Kletterverbote können sie ungestört brüten, wodurch sich die RangerInnen in ihrer Arbeit bestätigt fühlen und dankbar sind, Teil des Naturparks zu sein.
Land Tirol/Krepper / Seite_6_Reportage__Krepper_klein / Zum Vergrößern auf das Bild klicken
 

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