11. April 2022

Tirols Weg in die Energieunabhängigkeit

Josef Geisler mit Holzspänen in den Händen.
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Der Weg in die Unabhängigkeit von Energieimporten führt über Energieeinsparungen und die Nutzung heimischer Ressourcen.
Steigende Energiepreise und Bedenken hinsichtlich der Versorgungssicherheit – das beschäftigt derzeit viele Haushalte, die Wirtschaft und die Politik.

Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern hat Tirol aber mit dem „Zielszenario Tirol 2050“ einen klaren Fahrplan für den Ausstieg aus fossilen Energieträgern.

„Unser Weg in die Energieunabhängigkeit liegt auf dem Tisch. Bis 2050 wollen wir unseren Energiebedarf um 37 Prozent senken und die Energieproduktion aus heimischen, erneuerbaren Ressourcen um 70 Prozent ausbauen. Wir setzen auf eine sichere und saubere Energieversorgung. Das Rückgrat dabei ist die heimische Wasserkraft“, betont Energiereferent LHStv Josef Geisler. 57 Prozent macht derzeit der Anteil an fossilen Energieträgern (41 Prozent Öl, 14 Prozent Gas, zwei Prozent Kohle) in Tirol aus. Rund zwei Milliarden Euro geben wir für Öl und Gas pro Jahr aus. Die fossilen Energieträger kommen in erster Linie im Verkehr, für Heizzwecke und in der Produktion zum Einsatz.

Wasserkraft als Rückgrat der Energiewende
Tirol hat bereits in den letzten Jahren sowohl bei der Steigerung der Energieeffizienz als auch beim Ausbau der Erneuerbaren konsequent am Ausstieg aus fossilen Energieträgern gearbeitet. „Der durchschnittliche Energiebedarf pro Kopf ist in Tirol seit 2005 um sieben Prozent gesunken. Die Industrie hat ihren Energiebedarf trotz Wirtschaftswachstums gar um 19 Prozent reduziert“, führt LHStv Geisler aus.

Es gebe aber noch viel zu tun. Knapp 40 Prozent des Tiroler Ausbauziels von 2,8 Terawattstunden für die Wasserkraft sind umgesetzt, in Bau oder genehmigt. Für weitere 50 zent gibt es konkrete Projekte. „Diese – etwa das Kraftwerk Kaunertal – müssen wir rasch umsetzen“, drängt LHStv Geisler auf raschere Verfahren.

Jedes Haus ein Kraftwerk
Eine wichtige Ressource ist auch die Photovoltaik (PV). Diese soll bis 2050 massiv ausgebaut werden. Auch hier ist viel in Bewegung. „Mit PV alleine ist die Energiewende aber nicht zu schaffen“, verweist LHStv Geisler auf die Zahlen im Zielszenario Tirol 2050. 23,3 Millionen Quadratmeter Modulflächen müssen auf Tirols Dächern installiert werden, um das Ausbauziel von 3,9 Terawattstunden Sonnenstrom zu erreichen. Das heißt, dass drei Viertel aller geeigneten Dachflächen zur Sonnenstromproduktion genutzt werden müssen. Zusätzlich braucht es rechnerisch noch in jeder Tiroler Gemeinde Freiflächenanlagen im Ausmaß von 13.500 Quadratmetern.

„Die Energiewende ist machbar – wenn auch nicht von heute auf morgen. Jede und jeder Einzelne von uns kann einen Beitrag zur Senkung des Energieverbrauchs sowie zu einer sicheren und nachhaltigen Energieversorgung leisten“, appelliert LHStv Geisler an die Bevölkerung, die Energiewende aktiv mitzutragen.

www.tirol.gv.at/umwelt/energie/ aktuelles/
 


Weitere Informationen:

Information und Beratung
www.energie-tirol.at
Kostenlose Online-Infoabende der Energie Tirol am 12. und 20. April 2022

Netzwerk Wärmepumpe
www.nwwp.tirol

Förderungen
www.tirol.gv.at/wohnbau
www.raus-aus-öl.at

Erkundigen Sie sich auch bei Ihrem Energieanbieter und in Ihrer Gemeinde nach Unterstützungsmöglichkeiten. 
 

Raus aus Öl und Gas: Welches Heizsystem ist das richtige für Sie?

Den höchsten Anteil am Gesamtenergiebedarf hat noch vor der Mobilität und der Produktion mit 41 Prozent der Bereich Gebäude. Hier soll laut den Plänen des Landes der Energiebedarf um 31 Prozent gesenkt und die Wärmeversorgung auf erneuerbare Energieträger umgestellt werden. Statt Öl und Gas sollen Wärmepumpen, Fernwärme und Biomasse zum Einsatz kommen. Rund 120.000 Haushalte in Tirol heizen derzeit mit Öl oder Gas. Sowohl die thermische Sanierung von Gebäuden als auch der Umstieg auf ein nachhaltiges Heizsystem werden vom Land Tirol und auch vom Bund maßgeblich unterstützt. Je nach Maßnahme sind Förderungen bis zu 75 Prozent möglich.

Tirol 2050 / karte_2050 / Zum Vergrößern auf das Bild klicken
Thermische Gebäudesanierung:
Im Idealfall gehen thermische Sanierung und Heizungstausch Hand in Hand. Ein thermisch saniertes Gebäude verbraucht bis zu 75 Prozent weniger Energie. So lassen sich unabhängig vom Energieträger beträchtliche Heizkosten einsparen. Gedämmte Gebäude brauchen zudem wesentlich kleinere und somit günstigere Heizungsanlagen.

Wärmepumpe:
Die Wärmepumpe (Luft, Wasser, Erdwärme) ist das ideale Heizsystem im Neubau, in Gebäuden, die nach 1995 errichtet wurden, und in thermisch sanierten Gebäuden. Egal ob Fußbodenheizung, Niedertemperatur- Heizkörper oder Wandheizung – mit einem hydraulischen Abgleich und einem Heizkörpertausch kann man viele Heizungsanlagen für den Einsatz einer Wärmepumpe optimieren. Die Heizungsvorlauftemperatur sollte am kältesten Tag des Jahres 50 Grad Celsius nicht überschreiten. Wärmepumpen können gut mit Photovoltaikanlagen kombiniert werden. Land und Bund fördern die thermische Sanierung. 

Fernwärme:
Mit Fernwärme sind hohe Vorlauftemperaturen problemlos möglich. Es ist keine separate Wartung und Instandhaltung notwendig. Erneuerbare Fernwärme ist lokal begrenzt verfügbar. Derzeit gibt es in Tirol 100 Fernwärmenetze mit 23.000 Anschlüssen. Die Versorgungsgebiete der bestehenden Fernwärmenetze sind im Raumordnungsinformationssystem des Landes Tirol maps.tirol.gv.at im Themenbaum Energie abrufbar.

Pellets: Eine vollautomatisierte Pellets- oder auch Hackschnitzelheizung bietet sich als Folgetechnologie von Heizöl an, wenn die benötigte Vorlauftemperatur, wie etwa in unsanierten Gebäuden, 50 Grad Celsius übersteigt. Heizöllagerräume können weiter genutzt oder sogar aufgelassen werden. Pellets sollten bei der Anlieferung nicht mehr als 30 Meter weit gepumpt werden. Dies ist ebenso zu beachten wie der Platzbedarf von Pelletstankwagen. 
 

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