Unsere Fließgewässer sind Lebensadern und Bedrohung gleichermaßen, sie sind ein Wirtschaftsfaktor und bieten Raum für Erholung. Und sie sind außerordentlich sauber und in einem hohen Ausmaß auch ökologisch intakt.
„Wir achten in Tirol ganz genau auf unseren Wasserschatz. Das zeigt sich auch im österreichweiten Vergleich. Rund 57 Prozent der Tiroler Bäche und Flüsse sind in einem sehr guten oder guten ökologischen Zustand. Im Österreichdurchschnitt erreichen nicht einmal 40 Prozent der Gewässer einen sehr guten oder guten Zustand“, attestiert LHStv Josef Geisler Tirol einen besonders verantwortungsvollen Umgang mit seinen Fließgewässern. Tirol führt seine Gewässer aber auch einer Nutzung zu: zur Energiegewinnung, zur Entsorgung von Klär- und Niederschlagswässern, zur Bewässerung und Beschneiung oder auch für Fischteiche. Eingriffe in die Gewässer sind auch zum Schutz der Bevölkerung vor Hochwasser notwendig.
Doch was macht ein intaktes Gewässer überhaupt aus? Zur Bewertung des ökologischen Zustands fließen drei biologische Elemente ein, nämlich die Algen, die wirbellosen Tiere am Gewässergrund und die Fische. Aber auch die Hydromorphologie spielt eine wesentliche Rolle. „Darunter versteht man vor allem die Abfluss- und Strömungsverhältnisse und die Struktur des Bachbetts und der Uferzonen. Aber auch die Durchgängigkeit und Durchwanderbarkeit eines Gewässers etwa für Fische ist ein wichtiger Beurteilungsfaktor“, erklärt Andreas Murrer, Gewässerökologe in der Abteilung Wasserwirtschaft. Ein weiterer Indikator für den Zustand eines Gewässers ist die physikalisch-chemische Komponente. Vor allem die flächendeckende Reinigung der Tiroler Abwässer trägt dazu bei, dass Tirols Flüsse und Bäche hier bestens abschneiden. Aus der Gesamtbewertung der Komponenten Biologie, Hydromorphologie und Chemie ergibt sich der ökologische Zustand eines Gewässers.
Tirol setzt Maßstäbe
Aktuell weisen in Tirol mehr als 2.300 Flusskilometer (57 Prozent) einen sehr guten oder guten ökologischen Zustand auf. 2009 waren es noch 45 Prozent. Tirol schneidet damit im österreichweiten Vergleich sehr gut ab und hat auch große Fortschritte gemacht. Zahlreiche Maßnahmen wurden gesetzt, um den heimischen Flüssen wieder mehr Raum zu geben oder Kraftwerksanlagen durch Aufstiegshilfen für Fische passierbar zu machen. Bei sehr vielen Kraftwerken wurden die Abgabe von Restwasser bereits neu geregelt und Fischwanderhilfen wie zum Beispiel Fischtreppen oder sogar Fischlifte gebaut, damit Kraftwerke und Wehranlagen kein Hindernis mehr für die Fische darstellen.„All diese Bemühungen werden wir in den kommenden Jahren konsequent weiterführen“, kündigt LHStv Josef Geisler an. Bei energiewirtschaftlichen Revitalisierungen oder neuen Wasserkraftanlagen spielt die Gewässerökologie eine gewichtige Rolle. Bei der Umsetzung von Hochwasserschutzprojekten und Renaturierungen wird zudem ein starkes Augenmerk darauf gelegt, Naherholungsräume für die Bevölkerung zu schaffen. „Unsere Flüsse und Bäche haben vielfältige Funktionen. Sie müssen unterschiedliche Nutzungsansprüche der Menschen erfüllen und sollen gleichzeitig funktionsfähige Lebensräume für Tiere und Pflanzen sein. Immer öfter gelingt es uns, diese Ansprüche unter einen Hut zu bringen.“