22. April 2023

Tirol sagt Risiko- und Schadwölfen den Kampf an

Beitrag teilen
Die Beweidung der Almen ist unverzichtbar.
Bald ist es soweit. Auf Tirols Almen kehrt wieder Leben ein – über 200.000 Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde übersiedeln vom Tal auf die Almen.

Zum Schutz der Weidetiere hat das Land Tirol die Almen als Alpschutzgebiete ausgewiesen. Wölfe, die in diesen Gebieten Weidetiere töten, können seit 1. April per Verordnung geschossen werden. Eine Abschussgenehmigung erteilt wird auch für Risikowölfe, die die öffentliche Sicherheit gefährden und sich mehrmals im Siedlungsgebiet aufhalten oder die Scheu vor Menschen verlieren.
„Die Sicherheit der Menschen und der Wert der Almwirtschaft in Tirol können nicht hoch genug geschätzt werden. Unsere Almen sind ein über die Jahrhunderte geschaffenes Kulturgut. Wir müssen alles tun, um die Almwirtschaft zu erhalten. Dazu gehört auch, Schadwölfe abzuschießen. Sie sind eine Gefahr für unsere Almen“, verweist LHStv Josef Geisler auf die dringende Notwendigkeit des Wolfsmanagements. Von Ausrottung könne ohnehin nicht die Rede sein. Denn selbst die Welttierschutzorganisation IUCN listet Wölfe schon längst nicht mehr als vom Aussterben bedrohte Tierart auf.

Schutz der Almen vor Schutz des Wolfes

2.100 Almen, auf die Weidetiere aufgetrieben werden, gibt es in Tirol. Sie sind nicht nur für die Landwirtschaft von großer Bedeutung. Die Almen prägen das Landschaftsbild, sind Erholungsraum für die Bevölkerung und ziehen Gäste an. Zudem sind sie Schutzschild für die Menschen im Tal und ein Hort der Biodiversität. Flächen, die beweidet werden, sind besonders artenreich. Das ist wissenschaftlich erwiesen. Deshalb hat Tirol die Almen nach einem österreichweit gültigen, von Fachleuten erarbeiteten Kriterienkatalog als Alpschutzgebiete, in denen Weidetiere Vorrang haben, ausgewiesen. Reißt ein Wolf in einem Alpschutzgebiet mehrmals oder bei einem Übergriff mehr als fünf Schafe, wird er umgehend zum Abschuss freigegeben. „Wir schauen nicht untätig zu, wie Wölfe die Almen in Gefahr bringen. Nicht der Wolf, die Almwirtschaft ist absolut schützenswert. Der Niedergang der Almwirtschaft hätte fatale Folgen für uns alle“, ist LHStv Geisler zum Handeln entschlossen.

Sofortiger Abschuss von Problemtieren

„Am Abschuss von Schadwölfen führt kein Weg vorbei. Wir können unsere Almen zum Schutz vor dem Wolf nicht großflächig einzäunen. Das ist weder machbar noch zumutbar und würde zudem Wildtieren ebenso wie Wanderern den Weg abschneiden“, erklärt LHStv Geisler. „Und wir können auch nicht neben jedes Schaf eine Hirtin oder einen Hirten samt Hütehund stellen.“
Auf drei Pilotalmen im Tiroler Oberland erprobt das Land gelenkte Weideführung mit intensiver Behirtung. Anstatt frei zu grasen, werden die Schafe von Weide zu Weide geführt und über Nacht eingezäunt. Das ist arbeits-, personal- und damit kostenintensiv. 114 Euro pro Schaf und Sommer müssen dafür aufgewendet werden. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Verkaufserlös für ein Lamm beträgt 130 Euro, für Zuchttiere 400 Euro. „Abgesehen davon, dass es das notwendige Hirtenpersonal nicht gibt, kann das kein Massenprogramm sein“, so LHStv Geisler.
„Die Almwirtschaft ist eine Besonderheit, die es nur im Alpenraum gibt. Das muss auch Brüssel endlich erkennen“, drängt LHStv Geisler auf eine Senkung des Schutzstatus des Wolfs in der FFH-Richtlinie der EU. Alle drei Jahre verdoppelt sich die Wolfspopulation. Deshalb soll der Wolf bejagt werden wie jedes andere Wildtier auch. Das sehen auch immer mehr Länder in Europa so. Weitere Info dazu unter:  tirol.gv.at/baer_wolf_luchs 
 

Bilanz Großraubtiere 2022

413 Schafe, Ziegen, Damwild und ein Rind von Großraubtieren getötet
528 Nutztiere im Zusammenhang mit Rissen vermisst
1.380 Almtiere vorzeitig von 21 Almen abgetrieben
115 Kilometer wolfsabweisende Zäune für Heimweiden gefördert
290.000 Euro für Erprobung gelenkter Weideführung und intensiver Behirtung auf drei Pilotalmen 

Risikowölfe sind Wölfe, die

  • mehr als einmal in einem Umkreis von weniger als 200 Metern von Siedlungen oder von Menschen genutzten Gebäuden oder Stallungen auftauchen,
  • die Scheu vor Menschen verlieren, sich nicht vertreiben lassen oder aggressiv auf Menschen reagieren,
  • sich Menschen mit Hunden nähern oder Hunde angreifen und töten.

Schadwölfe sind Wölfe, die erhebliche Schäden verursachen und

  • sachgerecht geschützte Nutztiere,
  • wiederholt Nutztiere in Alpschutzgebieten,
  • bei einem einzelnen Angriff in Alpschutzgebieten zumindest fünf kleine Wiederkäuer (Schafe, Ziegen), zumindest ein Rind oder einen Equiden (Pferd, Esel)
töten oder verletzen.
Risiko- und Schadwölfe sowie Bären und Goldschakale können von der Landesregierung zum Abschuss freigegeben werden. Die Abschussgenehmigung gilt für acht Wochen im Umkreis von zehn Kilometern. 
 

Letzte Ausgaben