05. August 2020

Neues Leben in alten Mauern

von Maximilian Brandhuber
Haus
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Das Alte Widum im Ortskern von Ried im Oberinntal mit seiner 600-jährigen Geschichte stand
bereits kurz vor dem Verfall, bis es im Zuge der Ortskernrevitalisierung und mit zusätzlichen Fördermitteln
(50 Prozent aus dem Regionalwirtschaftlichen Sonderförderprogramm für das Obere und
Oberste Gericht) erneuert wurde.
Alte und fast ausgestorbene Tiroler Ortskerne werden neu belebt – und zwar mit der so genannten Ortskernrevitalisierung. Mit finanzieller und fachlicher Unterstützung des Landes werden aus teils verlassenen und verfallenen Gebäuden neue „Schmuckstücke“.

Seit Beginn der Initiative im Jahr 2004 wurden für die Ortskernrevitalisierung rund 4,5 Millionen Euro an Landesfördermitteln ausgeschüttet. Damit wurden bisher 184 Projekte in 71 Gemeinden unterstützt. Insgesamt entstanden 305 neue Einheiten, die nun für Wohn-, Sozial-, oder Wirtschaftszwecke genutzt werden können – von Büros über Sozialräume bis hin zu leistbaren Wohnungen für Familien. Und gleichzeitig wird damit die heimische Bauwirtschaft angekurbelt. In den nächsten zwei Jahren werden nun zusätzliche finanzielle Mittel für die Ortskernrevitalisierung sowie für Infrastrukturmaßnahmen der Gemeinden im öffentlichen Raum zur Verfügung gestellt. Diese belaufen sich auf insgesamt 2,3 Millionen Euro.

Lebensqualität statt Leerstand

„Das Förderprogramm des Landes Tirol zur Dorferneuerung und Ortskernrevitalisierung bringt einen klaren Mehrfachnutzen mit sich: Einerseits hauchen wir damit alten, teils vielleicht schon verlassenen Mauern in Tirols Gemeinden neues Leben ein, andererseits liefern wir einen weiteren Impuls zur Konjunkturbelebung in besonders herausfordernden Zeiten“, informiert der zuständige Landesrat Johannes Tratter. Konkret werden im Zuge der ausgedehnten Unterstützungsmaßnahmen in den kommenden zwei Jahren 1,6 Millionen Euro für die Ortskernrevitalisierung sowie 700.000 Euro für Infrastrukturmaßnahmen der Gemeinden im öffentlichen Bereich zur Verfügung gestellt. „Damit werden die Fördermittel nahezu verdoppelt, um verschiedenste Projekte – von Spielplätzen über Begegnungszonen bis hin zu Schulstandorten – neu zu gestalten und zu realisieren. Mit erfolgreicher Ortskernrevitalisierung ersetzen wir Leerstand mit Lebensqualität für die Tiroler Bürgerinnen und Bürger“, ist LR Tratter überzeugt.

Projektbegleitung als Erfolgsmodell

Von Ried im Oberinntal im Bezirk Landeck bis Söll im Bezirk Kufstein – Gemeinden, wo vom Land Tirol im Zuge der Ortskernrevitalisierung geförderte Projekte zu finden sind, gibt es mittlerweile flächendeckend in ganz Tirol. Neben den finanziellen Förderanreizen wird auch fachliche Beratung und Begleitung bei der Projektabwicklung von Seiten der Fachabteilung des Landes angeboten. „Ohne diese Bemühungen und Unterstützungen wären wohl viele dieser alten Bausubstanzen heute menschenleer und verfallen. Wir können daher zurecht stolz sein, hier einen so wertvollen Beitrag zum Erhalt von Kulturgut einerseits sowie zur Schaffung von lebenswertem Wohnraum für Familien andererseits beizutragen“, so Stefan Schöpf, Fachexperte für Ortskernrevitalisierung des Landes.

Zusätzliche Fördermittel

Im Zuge der Konjunkturoffensive des Landes werden in den nächsten zwei Jahren die Fördermittel für Sanierungen im Zuge der Ortskernrevitalisierung verdoppelt:
Beispiele:
A) Bei umfassender baulicher Revitalisierung (100 Prozent) eines leerstehenden Gebäudes mit einer Wohnnutzfläche von 115 Quadratmetern wurden bis dato rund 24.000 Euro gefördert. In den nächsten zwei Jahren beläuft sich die Förderhöhe auf 45.000 Euro.
B) Bei einer Innensanierung (70 Prozent) einer leerstehenden Wohneinheit mit einer Nutzfläche von 87 Quadratmetern wurden bis dato rund 8.400 Euro gefördert. In den nächsten zwei Jahren beläuft sich diese Förderhöhe auf knapp 16.000 Euro.

Gemeinden weiterentwickeln und Konjunktur beleben – Förderung bringt Mehrwert!

Projekte der Ortskernrevitalisierung finden sich heute bereits in über 70 Tiroler Gemeinden. Mit Unterstützung des Landes wurden vielerorts in Tirol bisherige Leerstände, die das Ortsbild beeinträchtigen, in attraktive Wohn- und Wirtschaftsflächen für die Bürgerinnen und Bürger umgewandelt.
Diese Revitalisierung von Ortszentren und qualitätsvolle Verdichtung nach innen bringt einen klaren Mehrfachnutzen: Zentraler Wohnraum wird geschaffen, Baulandreserven auf der grünen Wiese sowie Erschließungskosten werden eingespart und es kehrt wieder neues Leben im Dorf ein. Alles zusammen trägt dazu bei, die zukunftsfähige Entwicklung der Gemeinden zu fördern – und dies hat höchste Priorität.
Jedes erfolgreich gestaltete Projekt, vom neubelebten Leerstand bis zur Begegnungszone, bringt Leben ins Dorf, trägt zum Wohlbefinden der Bevölkerung bei und fördert regionale Betriebe.
Johannes Tratter
Landesrat für Dorferneuerung und Ortskernrevitalisierung  
 

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