18. September 2023

Mit der Gondel in den Kindergarten schweben

Gondel
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In Oberleibnig führt der
Weg zum Kindergarten
durch luftige Höhen.
Kindergarten gibt es im Weiler Oberleibnig in der Osttiroler Gemeinde St. Johann im Walde keinen. Und die fünf Kindergartenkinder gehen auch nicht in den Kindergarten. Nein, sie schweben dorthin – und zwar mit der Gondel.

Pünktlich um 7.30 Uhr ist Treffpunkt bei der Bergstation der Seilbahn Oberleibnig. Dort werden Viktor, Violett, Noah, Madlene und Amelie von Maria Stemberger in Empfang genommen. Sie ist die Maschinistin der Seilbahn und übernimmt als solche auch den Transport der Kindergartenkinder, denn Alleinfahren in diesem Alter ist verboten.
Die 496 Höhenmeter, die Berg- und Talstation trennen, sind in Windeseile zurückgelegt. Etwas mehr als fünf Minuten dauert es, bis die Kinder im Tal aus der Gondel steigen. Ein kurzer Fußmarsch und dann sind die Kinder auch schon im Kindergarten. Mit dem Auto wäre der Weg um ein Vielfaches länger und weit weniger umweltfreundlich zu bewältigen. Denn Oberleibnig gehört zwar zur Gemeinde St. Johann im Walde, ist aber auf dem Straßenweg nur über die Nachbargemeinde Ainet erreichbar. Statt zwölf Straßenkilometer mit vielen Kurven zurückzulegen, gondeln die Kindergartenkinder aus Oberleibnig 1.310 Meter schnurstracks durch die Luft.

Alternatives Verkehrsmittel

Knapp 180 sogenannte landwirtschaftliche Seilweganlagen gibt es in Tirol, 73 davon allein in Osttirol. Mit 14 dieser Anlagen dürfen auch Personen befördert werden. Auch hier ist Osttirol mit elf Anlagen Spitzenreiter. „Diese Seilbahnen waren früher oft die einzige Erschließung für Weiler, Einzelhöfe oder Almen, aber sie haben – wie das Beispiel Oberleibnig zeigt – im ländlichen Raum auch heute noch eine wichtige Funktion“, ist LHStv Josef Geisler überzeugt. Dazu kommen noch hunderte Seilwege für die Bewirtschaftung von Feldern und Bergwiesen.

Schnell und sicher

Nicht nur für die Kindergarten- und Schulkinder, auch für viele Erwachsene in Oberleibnig ist die Seilbahn der schnellste Weg ins Tal. Von dort geht es dann mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem eigenen Pkw weiter. Die Kabine der Zwei-Seil-Pendelbahn bietet Platz für sechs Personen. Sie fährt auch, sollte die Straße beispielsweise wegen einer Mure oder Lawinengefahr einmal gesperrt sein. Besitzer der Seilbahn Oberleibnig ist die Bringungsgemeinschaft. Rechtlich fallen die meisten landwirtschaftlichen Seilweganlagen in den Zuständigkeitsbereich der Agrarbehörde. Seilweganlagen mit Personenbeförderung müssen jährlich überprüft werden. Diese technische Überprüfung übernehmen Fachleute des Landes Tirol. Die Agrar Lienz greift den EigentümerInnen und BetreiberInnen bei aufwendigeren Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten unter die Arme. „Seilbahnen wie jene in Oberleibnig sind nicht nur wichtige Verkehrsverbindungen, sondern auch ein Teil der Landeskultur“, betont LHStv Geisler.
 
Expa/Johann Groder / Gondel_1_3x3 / Zum Vergrößern auf das Bild klicken
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Expa/Johann Groder / Gondel_4_3x3 / Zum Vergrößern auf das Bild klicken
Gondel_4_3x3

 

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