12. Juli 2021

Long Covid – der lange Weg zurück

Beitrag teilen
Auch nach überstandener Corona-Infektion leiden viele PatientInnen an den Langzeitfolgen der Erkrankung. Nun wird für sie in Tirol ein eigenes Versorgungsprogramm aufgebaut.

Atemnot, Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Husten, auffällige Röntgenbefunde oder Depressionen – Long Covid zeigt sich in unterschiedlichen Facetten und belastet zahlreiche Menschen auch noch Wochen und Monate nach der eigentlichen Infektion. Das geht aus einer Studie der Universitätsklinik Innsbruck hervor. „Long Covid ist ein neues Krankheitsbild, zu dem nun erste Erfahrungswerte und Studienergebnisse vorliegen. Diese zeigen deutlich, dass ein großer Teil der Coronapatientinnen und -patienten mit Langzeitfolgen zu kämpfen hat. In Tirol setzen wir nun alles daran, eine passende Versorgungsstruktur für die Betroffenen zu schaffen“, erklärt Gesundheitslandesrätin Annette Leja und ergänzt: „Im Vordergrund steht die multidisziplinäre Versorgung. Wir möchten jedem Patienten und jeder Patientin zeitnah und unkompliziert die notwendigen Nachbehandlungen zur Verfügung stellen – sei es bei der niedergelassenen Ärzteschaft, im Reha-Bereich oder im Krankenhaus.“

Zusammenarbeit als Schlüssel zum Erfolg

HauptakteurInnen bei der Erstellung des Behandlungsmodels „Post-Covid 19 Tirol“ sind die Medizinische Universität Innsbruck und die Tirol Kliniken sowie das Land Tirol. In einem ersten Schritt werden verschiedene Behandlungspfade ausgearbeitet. Je nachdem, ob die jeweiligen PatientInnen an einem schweren Krankheitsverlauf mit stationärem Aufenthalt oder gar intensivmedizinischer Behandlung litten oder die Erkrankung ohne medizinische Intervention überstanden wurde, werden entsprechende Nachsorgeoptionen erstellt. Herzstück des Behandlungsmodells ist die enge Zusammenarbeit und Vernetzung aller wesentlichen Versorgungsstrukturen – wie etwa HausärztInnen, niedergelassenen FachärztInnen sowie Rehabilitationseinrichtungen und Krankenanstalten.

Weil genesen nicht gleich gesund ist

Nach einem schweren Verlauf, verbunden mit einem stationären Krankenhausaufenthalt, soll der Behandlungspfad ein standardisiertes Entlassungsmanagement beinhalten. Am Anfang steht dabei immer die Frage: Lässt der Gesundheitszustand die Entlassung nach Hause zu oder folgt ein Aufenthalt in einem Pflegeheim oder einer Reha-Einrichtung?
Zudem sind regelmäßige Nachkontrollen bei FachärztInnen und HausärztInnen vorgesehen. Von der Klärung eines etwaigen Sauerstoffbedarfs über Ernährungsberatung und psychologischer Abklärung bis hin zu Empfehlungen zur Gestaltung des Tagesablaufs wird PatientInnen und behandelnden ÄrztInnen mit dem Behandlungspfad ein Werkzeug zur Verfügung gestellt, das die ideale Nachsorge für bis zu 12 Monate sicherstellt.
PatientInnen ohne stationären Aufenthalt bzw. mit einem entsprechend milderen Krankheitsverlauf werden laut Behandlungspfad hauptsächlich von ihrem Hausarzt/ihrer Hausärztin betreut. Diese stellen die notwendigen Überweisungen aus und fungieren als Bindeglied zwischen den verschiedenen Einrichtungen. Bei unklaren Symptomen findet eine entsprechende fachliche Abklärung in den unterschiedlichen Bereichen wie Neurologie, Innere Medizin oder Psychosomatik statt.
LRin Leja appelliert an die Tiroler Bevölkerung: „Noch immer wird Covid-19 von einigen Menschen unterschätzt. Wir wissen aber, dass auch nach einem milden Verlauf Langzeitfolgen zurückbleiben können und sich der Weg zurück für viele Patientinnen und Patienten als schwierig erweist. Bitte nutzen Sie die Möglichkeit der Corona- Impfung, um die Krankheit langfristig einzudämmen.“

Letzte Ausgaben