19. Oktober 2020

Junge WissenschaftlerInnen erobern die Europaregion

von Johanna Berger
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v.li.: Maria Buck (Universität Innsbruck, 3. Preis), LH Günther Platter, LH Arno Kompatscher (Südtirol), Verena Wiedemair (MCI Management Center Innsbruck, 1. Platz), LH Maurizio Fugatti (Trentino), Laura Volgger (Universität Innsbruck, 2. Platz)
Von Forschungsprojekten zu Kultur, Geschichte und Sprache über rechtliche und politische Zusammenarbeit bis hin zu Wirtschaft und Soziales – die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino holt junge WissenschaftlerInnen mit dem Euregio JungforscherInnen-Preis vor den Vorhang.

Seit 2012 reichen junge WissenschaftlerInnen, die an den Universitäten der Europaregion Tirol-Südtirol- Trentino studieren oder arbeiten, jährlich ihre Projekte ein und eine 20-köpfige, hochrangige Jury unter der Leitung von Ulrike Tappeiner, Präsidentin der Freien Universität Bozen, wählt die besten Projekte aus. So auch heuer wieder. Insgesamt standen 13 Arbeiten von acht Frauen und fünf Männern zur Auswahl. Die Wirtschaftskammern der Europaregion stifteten das Preisgeld in Höhe von 2.000, 1.000 und 500 Euro für die ersten drei Plätze. „In der Forschungslandschaft haben sich die Tiroltage des Europäischen Forums Alpbach zu einem jährlichen Fixtermin entwickelt. Dort präsentieren die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Arbeiten und haben die Möglichkeit, sich mit renommierten Kolleginnen und Kollegen sowie Vertreterinnen und Vertretern der Politik auszutauschen“, sagt Wissenschaftslandesrat Bernhard Tilg.

Der erste Preis ging dieses Jahr an Verena Wiedemair, die am Management Center Innsbruck (MCI) studiert. Ihre Dissertation zum Thema „Revitalisierung von Kleinkulturen im Alpenraum“ beschäftigt sich mit der Einführung und Revitalisierung von glutenfreien Getreidesorten im alpinen Raum. „Meine Forschungsergebnisse haben gezeigt, wie wichtig es ist, sowohl die Nährstoffe wie auch verschiedene landwirtschaftliche Parameter in die Auswahl von Kulturvarietäten miteinzubeziehen“, erläutert Wiedemair.

Die Dissertation zum Thema „Integration und Emanzipation durch Selbstorganisation“ von Laura Volgger, Universität Innsbruck, wurde mit dem zweiten Platz prämiert. Volgger analysiert und vergleicht Migrantinnen- Organisationen mit geografischem Fokus auf Tirol und Südtirol. Ihre Analyse kommt zum Schluss, dass innerhalb der Euregio bestimmte soziale Gruppen von Diskriminierung besonders betroffen sind. Diese gelte es nicht zu übersehen. Volgger zeigt dabei die Notwendigkeit auf, neue Instrumente für deren Integration und Emanzipation zu entwickeln.

Maria Buck von der Universität Innsbruck belegte mit ihrer Dissertation zum Thema „Für eine neue politische Kultur in den Alpen“ den dritten Platz. Sie behandelt darin den Transitwiderstand und Alpenschutz in Tirol und Südtirol von 1970 bis 2005. In der Dissertation analysiert sie das Aufeinanderprallen zweier Makroregionen und ihre jeweiligen Bedürfnisse und Prioritäten. Eine der wichtigsten Erkenntnisse der Analyse ist, dass es eine sehr erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Südtiroler und Tiroler Umweltschützer- Innen und TransitgegnerInnen gab.
 

Grenzüberschreitende Forschungsprojekte


Als Leuchtturmprojekt der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino wurde 2014 der Euregio-Wissenschaftsfonds ins Leben gerufen, der sich inzwischen als fixe Einrichtung in der Forschungslandschaft etabliert hat.

2020 ging die Ausschreibung des Euregio- Wissenschaftsfonds in die vierte Runde. Gefördert werden mehrjährige Projekte mit einem Volumen von 250.000 bis 500.000 Euro, die an allen drei Forschungsstandorten der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino umgesetzt werden.

„Die ersten drei Ausschreibungen verliefen sehr erfolgreich. Insgesamt wurden 120 Projekte eingereicht“, berichtet der in Tirol für Wissenschaft zuständige Landesrat Bernhard Tilg. Die Projekte haben verschiedenste Themen im Fokus. So wird in einem die Mikrobiodiversität auf Alpweiden bewertet, während bei anderen Molekularforschung bei Äpfeln oder Krebsforschung betrieben wird.

16 ausgewählte, grenzüberschreitende Forschungsprojekte wurden in der Vergangenheit mit 5,5 Millionen Euro aus dem Euregio-Wissenschaftsfonds gefördert. „Dadurch wurden rund 50 neue Arbeitsplätze für Forscherinnen und Forscher in der Euregio geschaffen. Wissenschaft und Forschung sind Schlüsselfaktoren für die Weiterentwicklung der drei Länder“, betont LR Tilg.

2020 wurden 65 Projekte eingereicht. Die Anträge werden durch den österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) – welcher auch heuer der Europaregion unterstützend zur Seite steht – begutachtet. „Durch die vom Euregio- Wissenschaftsfonds geförderten Projekte wird die wissenschaftliche Qualität und Sichtbarkeit der gesamten Europaregion gestärkt“, betont LR Tilg.
 

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