05. Februar 2025

Housing First

Zwei Frauen - anonym - in einer Gesprächssituation.
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Zuerst ein Dach über dem Kopf, dann alles Weitere

„Housing First“ ist ein innovativer Ansatz zur Bekämpfung von Wohnungs- und Obdachlosigkeit, der in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Dabei wird das eigenständige Wohnen als Basis aller Maßnahmen betrachtet, um Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu unterstützen. In Tirol setzt der Verein lilawohnt seit drei Jahren Housing First um.
Im Rahmen von lilawohnt Housing First werden Frauen, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind, eigene Wohnungen zur Verfügung gestellt. Zugleich bietet das Team (psycho-) soziale Unterstützung an, sodass den Frauen eine neue Perspektive für ein stabiles und selbstbestimmtes Leben ermöglicht wird. Im vergangenen Jahr konnte die Zahl der Wohnungen von fünf auf zehn verdoppelt werden. Dafür stellte das Land 75.000 Euro zur Verfügung. Auch im heurigen Jahr wird das Angebot fortgesetzt und finanziert.

Trennung, Gewalterfahrung oder Erkrankungen: Frauen im Fokus

Die Zielgruppe von lilawohnt: Frauen, die von Wohnungslosigkeit bedroht oder betroffen sind und Unterstützungsbedarf haben – etwa aufgrund von Trennung, Gewalterfahrung, psychischer Erkrankung, Suchterkrankung, Flucht oder Arbeitslosigkeit. Sie werden nach dem Motto „Wohnen als Ausgangspunkt für eine nachhaltige Stabilisierung der Lebenssituation“ unterstützt, um langfristig eine Wohnung zur Miete zu finden und diese dauerhaft zu erhalten. Die Kosten für Wohnen und Lebensbedarf übernehmen die Frauen selbst. Aktuell begleiten zwei Mitarbeiterinnen die Frauen. Ihre Arbeit ist bedarfsorientiert und umfasst Unterstützung, Begleitung und Gespräche mit dem Fokus auf Existenzsicherung, Gesundheit und Wohnungserhalt.

Kontakt:

lilawohnt – Housing
First Adamgasse 4/3, 6020 Innsbruck
Erreichbar von Montag bis Freitag
Tel.: 0660 16 19 174
E-Mail: housing@lilawohnt.at
Web: www.lilawohnt.at

Housing First wird österreichweit ausgebaut

lilawohnt ist auch Teil des neuen bundesweiten „Housing First“-Programms des Sozialministeriums. Hierfür stehen österreichweit über 20 Millionen Euro zur Verfügung. Bis 2026 sollen 2.500 wohnungslose Menschen damit im Rahmen des Housing-First-Ansatzes in eigene Wohnungen begleitet werden.
 

Kommentar:
Sicheres Wohnen als Schlüssel
Ich bin überzeugt, dass wir beim Wohnen ansetzen müssen, um Menschen in Tirol langfristig vor Wohnungs- und Obdachlosigkeit zu schützen. Sicheres Wohnen ist die Basis für ein eigenständiges Leben und zugleich ein effizientes Mittel gegen Armut. Menschen ohne festen Wohnsitz stehen ständig vor der Frage, wo sie unterkommen können. Wenn diese Sorge entfällt, kann gezielt an weiteren Lösungen gearbeitet werden. Der Housing-First-Ansatz ist eine effektive Strategie, um Wohnungs- und Obdachlosigkeit nachhaltig zu überwinden und eine wertvolle Ergänzung zu anderen Angeboten in Tirol wie Sozialberatungsstellen, Betreutes Wohnen, Wohngemeinschaften oder Notschlafstellen.
Gerade hinter weiblicher Wohnungslosigkeit steckt vielfach strukturelle Gewalt in Form vorherrschender Geschlechterverhältnisse und ungleicher Lebenslagen von Frauen. Zugleich sind Frauen, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind, einem hohen Risiko von physischer und psychischer Gewalt ausgesetzt. Das untermauert die Wichtigkeit frauenspezifischer Angebote und einer speziell an die Bedürfnisse der Frauen angepassten Betreuung.
LRin Eva Pawlata
 


Wohnungsverlust verhindern – DELO berät und hilft MieterInnen

Wer die Miete nicht mehr bezahlen kann, steht schnell vor der Gefahr, das Zuhause zu verlieren. Für diese Fälle gibt es die Delogierungsprävention (DELO) Tirol, die beim Verein für Obdachlose angesiedelt ist. An drei Beratungsstellen in Innsbruck, Wörgl und Imst bietet sie privaten und gemeinnützigen MieterInnen ein kostenloses und auf Wunsch anonymes Beratungsangebot sowie finanzielle Hilfe bei Mietrückständen und drohender Delogierung (Zwangsräumung). Im Jahr 2024 konnte die DELO in rund 770 Fällen einen Wohnungsverlust verhindern – mithilfe des Mietrückstandsfonds des Landes oder des Wohnschirms des Bundes. Aus dem Mietrückstandsfond wurden 2024 insgesamt 215.000 Euro bereitgestellt. Mehr Informationen unter: www.delo.tirol
Kontakt:

Delogierungsprävention Tirol

Beratungsstelle Innsbruck
Montag bis Freitag: 9 bis 12 Uhr, Mittwoch: 16 bis 18 Uhr
Kapuzinergasse 43, EG, 6020 Innsbruck
Tel.: 0664 195 4348
E-Mail: office@delo.tirol

Beratungsstelle Wörgl
Montag und Donnerstag: 9 bis 12 Uhr, Dienstag: 13 bis 16 Uhr
Bahnhofstraße 53, 2. Stock, 6300 Wörgl
Tel.: 0664 917 9419
E-Mail: woergl@delo.tirol

Beratungsstelle Imst
Dienstag: 9 bis 12 Uhr, Donnerstag: 13 bis 16 Uhr
Christian-Plattner-Str. 6, 6460 Imst
Tel.: 0664 167 4854


Unterstützung durch die Mindestsicherung

Die Mindestsicherung ist eine Hilfeleistung für Menschen, die in eine finanzielle Notlage geraten sind. Im Bereich Wohnen umfasst sie folgende Leistungen:
  • Hilfe zur Sicherung des Wohnbedarfs: für Miete, Betriebs- und Heizkosten sowie andere Abgaben.
  • Zusatzleistungen: für Kaution, Erstausstattung einer Wohnung oder Anschaffung von Haushaltsgeräten und Hausrat.
  • Hilfe bei außergewöhnlichen Notständen: für Mietrückstände bei drohender Delogierung, Nachzahlungen von Betriebs- und Heizkosten, Abgaben und Stromkosten sowie Nachbeschaffung/Reparatur von Einrichtungsgegenständen und Haushaltsgeräten.

Anträge auf Mindestsicherung können bei den jeweiligen Bezirksverwaltungsbehörden gestellt werden. Auch das Tiroler Hilfswerk unterstützt Haushalte in finanziellen Notlagen bei der Abdeckung von Miet-, Betriebs- und Heizkosten. Mehr Informationen unter: www.tirol.gv.at/info-zur-sozialen-absicherung

Kontakt:
Tiroler Hilfswerk
Meraner Straße 5, 6020 Innsbruck
Tel.: 0512 508 2592
E-Mail: tiroler.hilfswerk@tirol.gv.at
 

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