Auch wenn der Ortskern von Seefeld in den letzten Jahren von Hochwasserereignissen verschont blieb, ist stets Vorsorge gefragt: Um Wohnhäuser, Hotels, Betriebe und Straßen noch besser zu schützen, wurde in den vergangenen Jahren ein umfangreiches Hochwasserschutzprojekt rund um Wildsee, Seebach und Raabach umgesetzt. Im Fokus stand neben dem Schutz vor Wasser der Erhalt der Natur.
Das Herzstück des Projekts ist eine neue Wehranlage am Seeauslass des Wildsees – also dort, wo das Wasser aus dem See abfließt. Bei Hochwasser kann der Wasserabfluss dort gezielt reguliert werden. Der Wildsee verwandelt sich dann in ein steuerbares Rückhaltebecken. Gleichzeitig wurde die alte Brücke bei der Mühle ersetzt: Das neue Bauwerk ist so konstruiert, dass das Wasser auch bei Hochwasser problemlos abfließen kann – ohne dass sich Treibgut an der Brücke ansammelt.
Entlang des See- und Raabachs gibt es viele Gebäude, die dicht an die Ufer reichen. Dort wurden die Ufer besonders verstärkt. Insgesamt 600 Holzpfähle und 2.200 Tonnen Wasserbausteine kamen zum Einsatz (siehe Bild). Zusätzlich wurde das Gewässer aufgeweitet, sodass sich bei Hochwasser die Fließgeschwindigkeit des Wassers verringert. Damit sinkt die Gefahr für die umliegenden Flächen, da bei niedrigerer Fließgeschwindigkeit die Belastung der Ufer geringer wird. Das Schutzkonzept ist auf ein 100-jährliches Hochwasser ausgelegt und schützt auf einer Länge von 1,7 Kilometern rund vier Hektar Ortsfläche. Bund, Land und die Gemeinde Seefeld investierten dafür rund 1,4 Millionen Euro. Durch zügiges Vorankommen beim Bau lagen die Kosten sogar um 30 Prozent unter dem veranschlagten Budget.
Lebensraum für Blumen, Insekten, Vögel und Fische
Auch ein Hochwasserschutzprojekt ist ein Eingriff in die Natur. Doch durch begleitende Maßnahmen entstehen parallel oft wertvolle neue Lebensräume – so auch in Seefeld. Rund 300 Laubgehölze wurden gepflanzt sowie Grünflächen angelegt. Von diesem zusätzlichen Lebensraum profitieren Pflanzen, Insekten und Vögel. Die breiteren Bachläufe verbessern außerdem die Bedingungen für heimische Fische. Am Raabach kamen naturnahe Elemente wie Holzpfähle und Weidenstecklinge zum Einsatz. Sie helfen dem Bach, sich selbst zu reinigen und seine natürliche Dynamik zu bewahren.Besonders spannend: Die neue Wehranlage am Wildsee ist mit einer Aufstiegshilfe für seltene Krebse ausgestattet. So können die Tiere zwischen See und Bach wandern und ihren Lebensraum besser nutzen.
Im Bezirk Innsbruck-Land werden alleine im Jahr 2025 insgesamt 8,9 Millionen Euro in den Hochwasserschutz investiert.