19. August 2025

Hochwassergefahr: Gemeinsam stärker gegen die Flut

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Vorbeugender Hochwasserschutz und rasche Wiederherstellung der Schutzmaßnahmen nach einem Ereignis.

Als „Land im Gebirge“ ist Tirol seit jeher mit Naturgefahren konfrontiert. Daraus resultiert viel Erfahrung in der Prävention und Bewältigung von Naturereignissen. Zunehmende Wetterextreme wie Starkregenereignisse zuletzt Ende Juni im Gschnitz- und Stubaital bringen neue Herausforderungen, die sowohl Schutzmaßnahmen als auch Maßnahmen nach Hochwasserereignissen betreffen.
Rund eine halbe Milliarde Euro wurde in Tirol in den vergangenen zehn Jahren in den vorbeugenden Hochwasserschutz bei Gewässern im Tal und Wildbächen investiert. Und dieser Schutz bewährt sich: Bei vielen Ereignissen – etwa beim Hochwasser an der Drau (Osttirol) im Jahr 2018 oder am Inn oberhalb von Innsbruck im Jahr 2023 – hat er dafür gesorgt, dass Siedlungen sicher und trocken blieben. Auch in den kommenden Jahren werden Gemeinden, Wasserverbände, Land und Bund große Anstrengungen unternehmen, um die Hochwassergefahr durch moderne Schutzprojekte mit Rückhaltebecken, Dämmen und Flussaufweitungen zu verringern.

153 von 277 Gemeinden innerhalb von zehn Jahren von Hochwasser betroffen

Trotzdem: Die Herausforderung bleibt groß. Wetterextreme nehmen zu – hundertprozentigen Schutz wird es nie geben. Die Schäden treffen nicht nur Häuser oder Straßen – gerade nach einem Unwetterereignis braucht es rasches Handeln, um Bäche zu räumen, Gewässer wieder in ihr Bett zu bringen und zerstörte Schutzbauwerke instand zu setzen. Für die Gemeinden – vor allem für kleinere – ist das eine enorme finanzielle Herausforderung. 153 von 277 Tiroler Gemeinden waren in den Jahren 2014 bis 2024 von Hochwasser betroffen, manche von ihnen sogar mehrmals.

Ab 2027: Versicherung für Berg- und Talgemeinden

Gemeinsam mit den Gemeinden richtet das Land Tirol ab 2027 deshalb einen Solidaritätsfonds für die Nachsorge nach Hochwasserereignissen ein. Er soll die für den Schutz vor Naturgefahren verantwortlichen Gemeinden bei der Schadensbehebung nach Hochwasserereignissen zusätzlich unterstützen. Der Fonds ist eine gemeinschaftliche Absicherung für Tirols Gemeinden zum Schutz der Bevölkerung nach einem Hochwasser: Alle zahlen ein, profitieren kann jede Gemeinde. Gemeinden, die von Hochwasser oder Muren betroffen sind, können daraus finanzielle Unterstützung für Sofortmaßnahmen beziehen – unabhängig davon, ob sie am Berg oder im Tal liegen. Auch Schäden an Flächen, die bei Hochwasserschutzprojekten für kontrollierte Überflutungen genutzt werden, können über diesen Weg abgegolten werden.

Wer hilft im Hochwasser-Ernstfall?

Unterstützung für Gemeinden und Private

  • Solidaritätsfonds

Für Tiroler Gemeinden – ab 2027

Ziel: Unterstützung bei der Schadensbehebung nach Hochwasser

Einsatzbereiche:
■ Räumung von Flüssen und Bächen
■ Reparatur zerstörter Schutzbauten
■ Ersatz bei Schäden auf Retentionsflächen (Überflutungsflächen)

Finanzierung: Gemeinsamer Fonds von Land und Gemeinden; Bundesbeteiligung angestrebt
Der Fonds ist eine Art Absicherungsgemeinschaft: Alle zahlen ein, profitieren kann im Ernstfall jede Gemeinde.
  • Katastrophenfonds

Für Schäden an privatem Vermögen (Elementarschäden) – laufend verfügbar

Ziel: Hilfe für Privatpersonen und Unternehmen nach Naturkatastrophen

Einsatzbereiche:
■ Hochwasser, Muren, Sturm, Lawinen, etc.
■ Schäden an Wohngebäuden, Hausrat, landwirtschaftlichen Flächen

Höhe der Unterstützung:
■ 50 Prozent des Schadens (Zeitwert)
■ Bis zu 80 Prozent in Härtefällen

Antragstellung:
■ Bis sechs Monate nach dem Ereignis
■ Erforderlich: Antrag im Original + Schadensgutachten + Fotodokumentation
Beispiel 2024: 1.900 Fälle, über 16 Millionen Euro ausbezahlt
Ziel ist die Existenzsicherung, wenn keine andere Hilfe möglich ist.
 

Hochwasser – ich schütze mich!

Die Zahl extremer Wetterereignisse nimmt zu und Überflutungen können nahezu jede und jeden treffen – beispielsweise durch Starkregen oder ausufernde Flüsse. Schutzmaßnahmen im eigenen Haushalt und ein fundiertes Wissen über Risiken und Vorsorgemaßnahmen sind entscheidend, um Schäden zu vermeiden und im Ernstfall richtig zu handeln. Genau hier setzt die neue Informationskampagne des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft an. „Hochwasser – ich schütze mich!“ bietet leicht umsetzbare Tipps, wie Sie sich vor, während und nach einem Hochwasserereignis bestmöglich schützen können.
Weitere Informationen dazu unter: www.wasseraktiv.at/ich-schuetze-mich 
 
 

Kommentar:

„Starkregen, Hochwasser, Muren – Tirol kennt die Kraft der Natur. Unsere Topographie mit engen Tälern, steilen Hängen und besiedelten Flussräumen macht uns seit jeher anfällig für Naturgefahren.
In Zeiten zunehmender Wetterextreme investieren wir deshalb konsequent in Schutzmaßnahmen – mit Rückhaltebecken, Dämmen und Flussaufweitungen. Hundertprozentigen Schutz wird es nie geben. Aber wir tun das Menschenmögliche, um Risiken zu minimieren und Schäden zu verhindern.
Und wir sorgen vor: Mit dem neuen Solidaritätsfonds ab 2027 unterstützen wir unsere Gemeinden gezielt bei der raschen Wiederherstellung der Schutzmaßnahmen nach einem Hochwasserereignis. Gemeinsam mit dem Katastrophenfonds für private Haushalte schaffen wir damit doppelte Sicherheit. Für ein Tirol, das auch in Zukunft lebenswert bleibt.“

– LHStv Josef Geisler

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