18. Dezember 2019

Fahrverbote zum Schutz der Bevölkerung

von Clemens Rosner
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LHStvin Ingrid Felipe im Gespräch mit den Verkehrsexperten (von links) Bernhard Knapp (Abteilung Verkehrsrecht, Land Tirol), Markus Widmann (Leiter der Landesverkehrsabteilung,
LVA), Christian Ehrensberger (LVA) und Andreas Orgler von der ASFINAG.
Die Tiroler Landesregierung hat in ihrem Regierungsprogramm zwei wesentliche Schwerpunkte für die Legislaturperiode von 2018 bis 2023 gesetzt. Neben dem Thema Wohnen wird seit dem Frühjahr 2018 noch intensiver an Lösungen in Sachen Verkehr gearbeitet.

„Die Transitproblematik war und ist eine der zentralsten Herausforderungen unserer Region“, betont LHStvin Ingrid Felipe. Das liegt an den besonderen topografischen Gegebenheiten mit den vielen Bergen und Tälern, an der geografisch bedeutsamen Lage zwischen dem europäischen Norden und Süden sowie an der florierenden Wirtschaft in Österreich und Europa. In den vergangenen Jahren hat sich durch die Globalisierung und das geänderte Konsumverhalten vieles verändert. Das hat zur Folge, dass der Güterverkehr und das Transportvolumen ebenso rasant gestiegen sind. Diese Entwicklung lässt sich auch an den LKW-Zahlen entlang der Brennerroute nachweisen, die aufgrund der günstigen Straßenmaut im Vergleich zu den Pässen in der Schweiz und Frankreich auch 2018 weiterhin die meistbefahrene alpenquerende Verbindung war. „Weder Ursachen noch Lösungen der Transitproblematik liegen allein in Tiroler Verantwortung. Wir als Tiroler Landesregierung haben dieses Jahr dennoch eine Reihe von Maßnahmen beschlossen und großteils auch schon umgesetzt, die einen weiteren Anstieg der transitierenden LKW eindämmen und mittelfristig einen Rückgang bewirken sollen“, verweist Verkehrslandesrätin LHStvin Ingrid Felipe auf die Verschärfungen der LKW-Fahrverbote im heurigen Jahr. „Nichtsdestotrotz sind mittelfristig europäische Lösungen, wie die Einführung einer Korridormaut von München bis Verona herbeizuführen. Daran arbeiten wir mit Hochdruck.“

Euroklassen-Fahrverbot

Seit dem 31. Oktober 2019 gilt für Transit- LKW der Euroklassen 1 bis 4 zwischen Kufstein und Zirl ein generelles Fahrverbot, ab 1. Jänner 2021 folgt das Verbot für die Euroklasse 5. Ab 2021 dürfen somit nur noch LKW der Klasse 6 auf diesem Autobahnabschnitt das Unterinntal durchqueren. Diese Maßnahme hat das Ziel, die Luftqualität in Tirol zu verbessern, indem LKW älterer Bauart die Inntalautobahn nicht mehr befahren dürfen. „Durch das verschärfte Euroklassen- Fahrverbot verbieten wir in Zukunft noch restriktiver genau jene LKW, die besonders viele Emissionen ausstoßen und damit eine erhebliche Belastung für die Luft im Inntal darstellen“, stellt LHStvin Felipe fest.

Sektorales Fahrverbot

Ebenso ausgearbeitet und beschlossen wurde eine Verschärfung des Sektoralen LKW-Fahrverbotes. Damit dürfen neben bereits bisher schon verbotenen Gütergruppen wie Abfälle, Steine und Aushub, Stahl, Marmor und Fliesen ab 1. Jänner 2020 weitere Güter wie Papier und Pappe, flüssige Mineralölerzeugnisse, Zement, Kalk und gebrannter Gips, Rohre und Hohlprofile sowie Getreide nicht mehr mit Fahrzeugen über 7,5 Tonnen auf der A12 Inntalautobahn zwischen Kufstein und Ampass transportiert werden. „Neben der Erweiterung der Verbotsgüter wurden zugleich auch die Ausnahmen auf die allerneuesten Fahrzeuge der Euroklasse 6 eingeschränkt, die aktuell die umweltschonendste LKW-Klasse kennzeichnet. All diese Transporte durch Tirol werden ab 2020 über die Schiene zu transportieren sein“, stellt LHStvin Felipe klar. Ausgenommen sind neben den Klasse 6 LKW, welche ab 1. September 2018 erstmalig zugelassen wurden, Fahrzeuge mit Elektroantrieb und bis 31. Dezember 2022 sämtliche Schwerfahrzeuge der Klasse 5 im Ziel- und Quellverkehr. In Kooperation mit den ÖBB wird zur Bewältigung des auf die Schiene verlagerten Verkehrs die Rollende Landstraße stufenweise ausgebaut und verstärkt.

LKW-Winterfahrverbot

Vergangenen Winter wurde zum ersten Mal an bestimmten Samstagen ein LKW Fahrverbot erlassen. Dies verhinderte das Zusammentreffen des Reiseverkehrs mit dem Güterverkehr. „Durch diese Maßnahme konnten wir den LKW-Verkehr an Samstagen um durchschnittlich 65 Prozent reduzieren und so die Versorgungssicherheit, aber auch die Verkehrsflüssigkeit entlang des Inntales an den ohnehin schon verkehrsintensiven Samstagen sicherstellen“, verweist LHStvin Felipe auf die erfolgreiche Umsetzung im vergangenen Jahr. „Daher wird es von Jänner bis März an elf Samstagen wieder ein LKWFahrverbot zwischen Kufstein und dem Brenner geben, das dann ab 15 Uhr jeweils in das Wochenendfahrverbot übergeht.“

Fahrverbote wirken nur mit Kontrollen

Die unterschiedlichen LKWFahrverbote werden im Tiroler Straßennetz bei Kontrollstellen, in Kontrollbuchten aber auch oft im Streifendienst kontrolliert und überwacht: „Fahrverbote sind nur dann wirksam, wenn sie auch kontrolliert werden. Durch die hervorragende Zusammenarbeit mit der Tiroler Verkehrspolizei und den laufenden Verbesserungen in der Kontrollinfrastruktur hat Tirol das mit Abstand dichteste Schwerverkehrskontrollnetz Österreichs“, erläutert LHStvin Felipe und verweist auf circa 500.000 Schwerverkehrskontrollen im Jahr 2018. „Damit werden 20 Prozent aller Transit- LKW, die durch Tirol fahren, unter die Lupe genommen.“ In diesem Jahr wurde zusätzlich die Einsatzzeit des mobilen Prüfzuges um 30 Prozent erhöht, eine bezirksübergreifende Schwerverkehrskontrollgruppe Imst/Reutte installiert und die Kontrollstellen an der B 178 Loferer Straße und B 179 Fernpassstraße infrastrukturell besser ausgestattet.
 

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