26. Juni 2024

Ein sicherer Ort: Bereitschafts- und Pflegefamilien

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Es kommt immer wieder vor, dass Kinder aufgrund unterschiedlicher Gründe nicht mehr bei ihrer Ursprungsfamilie bleiben können. Bereitschafts- und Pflegefamilien schenken ihnen ein neues Zuhause und damit Sicherheit und Geborgenheit.

Familien, Paare und Einzelpersonen, die diese verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen möchten, werden laufend gesucht.
Bereitschaftsfamilien übernehmen für einen befristeten Zeitraum die Pflege und Betreuung für Säuglinge und Kleinkinder. Sie stehen bereit, wenn kurzfristig – oft innerhalb weniger Stunden – ein sicherer Ort benötigt wird. Im Unterschied dazu nehmen Pflegefamilien ein Kind langfristig auf. Dieses ist meist ein Leben lang Teil der Familie. Rechtlich betrachtet bleiben Pflegekinder – im Unterschied zu Adoption – die Kinder ihrer leiblichen Eltern. In Tirol gibt es aktuell 18 Bereitschaftsfamilien. 273 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene wurden 2023 in Tirol bei Pflegeeltern betreut.
„Wenn familiäre Probleme durch Beratungen, Unterstützungen oder andere Hilfen nicht bewältigt werden können, braucht es in Einzelfällen geeignete Betreuungsplätze außerhalb der Familie. Das können zum Beispiel sozialpädagogische Wohngruppen oder Pflegefamilien sein. Die familiäre Betreuung hat viele Vorteile, gerade was die persönliche Bindung betrifft. Um diese weiter ausbauen zu können, benötigen wir noch mehr Einzelpersonen, Paare und Familien, die ein Kind aufnehmen können und wollen. Je mehr Personen dabei zur Verfügung stehen, desto rascher kann für ein Kind ein geeigneter Platz gefunden werden“, betont die für Kinder- und Jugendhilfe zuständige Landesrätin Eva Pawlata.

Wer kann eine Bereitschafts- oder Pflegefamilie werden?

Sowohl Einzelpersonen als auch Paare können Bereitschafts- und Pflegepersonen werden. Wer eine Bereitschaftspflege übernehmen möchte, sollte allerdings bereits über eigene Kinder, Pflege- oder Adoptivkinder verfügen und den Kinderwunsch abgeschlossen haben. Dies hat vor allem mit den vielfältigen Anforderungen an Bereitschaftsfamilien zu tun: Sie müssen sich nicht nur rasch auf das neue Familienmitglied einstellen, sondern es nach einer gewissen Zeit auch wieder verabschieden. Um eine Pflegeperson zu werden, braucht es eine positive Eignungsbeurteilung durch die Kinder- und Jugendhilfe. Die jeweils örtlich zuständigen SozialarbeiterInnen machen sich vor Ort ein Bild über die Wohn- und Lebensverhältnisse und prüfen, ob die Grundvoraussetzungen für die Vermittlung eines Pflegekindes gegeben sind. Dazu gehören etwa Faktoren wie der Altersunterschied zwischen Pflegeeltern und -kind, die Familiengröße oder das soziale Umfeld.
Vorbereitung und Ausbildung für Bereitschafts- und Pflegefamilien Um Bereitschafts- und Pflegefamilien auf ihre Aufgabe vorzubereiten, gibt es eine verpflichtende Ausbildung, deren Kosten das Land Tirol trägt. Der Ausbildungskurs für Pflegeeltern findet in der Regel zweimal im Jahr statt. Der nächste Vorbereitungskurs für Bereitschaftspflegefamilien ist für 2025 geplant. Daneben werden laufend auch weitere Fortbildungsveranstaltungen für Bereitschafts- und Pflegefamilien angeboten.

Laufende Begleitung durch Kinder- und Jugendhilfe

Sowohl Bereitschafts- als auch Pflegefamilien werden seitens des Landes umfassend betreut und begleitet. So steht die Kinder- und Jugendhilfe in engem Austausch mit den Pflegeeltern und unterstützt sie vor, während und nach der Aufnahme eines Pflegekindes. Bei Bereitschaftsfamilien beginnt im Anschluss an den theoretischen Teil der Ausbildung das Praxisjahr mit einer engmaschigen Betreuung durch das Fachpersonal des Landeskinderheims Axams. Auch nach der Beendigung des Praxisjahres werden Bereitschaftsfamilien durch das Fachteam weiter begleitet.
Finanzielle Abgeltung
Bereitschafts- und Pflegepersonen erhalten für die Betreuung eines Kindes eine finanzielle Abgeltung nach der Pflegeelterngeldverordnung. Darüber hinaus werden Bereitschaftsfamilien über einen freien Dienstvertrag beim Land Tirol beschäftigt und versichert. Für Pflegepersonen wird noch dieses Jahr eine Anstellung über den Samariterbund als Träger der Kinder- und Jugendhilfe möglich sein.

Interesse geweckt?

Auskünfte zum Thema Bereitschaftsfamilien erteilt das Landeskinderheim Axams. Tel.: +43 5234 68133
Bei Interesse, Pflegeeltern zu werden, stehen die MitarbeiterInnen der Kinder- und Jugendhilfe bei der örtlich zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde zur Verfügung.
 

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