26. Juni 2024

Die Vielfalt macht’s …

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Jedes Moor ist ein Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz.
Jeder Landschaftstyp ist wichtig – besonders die jahrzehntelang wenig wertgeschätzten Moorflächen.

9,5 Hektar Moore wurden in den vergangenen zwei Jahren unter Federführung des Landes Tirol renaturiert. Mit dem bundesländerübergreifenden EU-Projekt „AMooRe“ nehmen die Bemühungen des Landes weiter Fahrt auf.
Die Renaturierung eines entwässerten oder „gestörten“ Moores ist mit vielen Herausforderungen verbunden. Neben der Eigentumsfrage und einer oft aufwändigen Detailplanung ist die Umsetzung sozusagen „Zentimeterarbeit“. Der unterirdische Torfkörper muss wieder ausreichend mit Wasser versorgt werden, die oberirdische Vegetation darf jedoch nicht überstaut werden. Nur so können die für diesen Landschaftstyp typischen Pflanzen- und Tierarten gedeihen. „Moore sind nicht nur wertvolle Lebensräume für seltene Flora und Fauna – sie spielen auch für das regionale Klima eine bedeutende Rolle. Jeder Quadratmeter Moor, der in Tirol gepflegt wird, ist wertvoll. Beim Naturschutz gilt: Die Vielfalt macht’s. Jede Landschaftsart ist Heimat spezialisierter Arten“, weiß auch der zuständige Naturschutzlandesrat René Zumtobel, der sich bereits von einigen Projekten persönlich vor Ort überzeugt hat.

Moore binden doppelt so viel CO2 wie alle Wälder zusammen

30 Prozent des weltweit erdgebundenen Kohlenstoffs werden in Mooren gespeichert – und das, obwohl sie nur rund drei Prozent der Erdoberfläche bedecken. Somit binden Moore global betrachtet doppelt so viel CO2 wie alle Wälder zusammen. Intakte Moore leisten damit und durch die kühlende Verdunstungswirkung einen wichtigen Beitrag zum lokalen und regionalen Klima. Im Gegensatz dazu haben trockengelegte Moore negative Folgen für Umwelt und Klima: Trocknet der Torfkörper aus und kommt mit Luft in Berührung, dreht sich der Prozess um und aus einem CO2-Speicher wird ein CO2-Produzent.

Hektar für Hektar

Die Tiroler Moorschutzstrategie fungiert dabei als Umsetzungsmotor. In den vergangenen Jahren wurden bereits 9,5 Hektar entwässerte Moorflächen revitalisiert und gestörte Moorhaushalte ökologisch verbessert. Darunter beispielsweise eine rund zwei Hektar große Moorfläche in Trins (Innsbruck- Land). Ein Projekt, das erst vor wenigen Wochen fertiggestellt wurde. Im Weiler Schwentling in St. Johann (Bezirk Kitzbühel) wurde im vergangenen Jahr eine Fläche von einem Hektar revitalisiert. Das Land Tirol arbeitet hier sehr eng mit den jeweiligen GrundeigentümerInnen zusammen, denn oftmals sind die betreffenden Flächen in Privatbesitz. Um sie land- oder forstwirtschaftlich nutzen zu können, wurde vor allem Mitte des 20. Jahrhunderts bewusst Wasser über eigene Entwässerungsgräben abgeleitet, das Moor so trockengelegt und anschließend als Acker, Mähwiese oder Wald bewirtschaftet. Der für die Revitalisierung oftmals notwendige Einbau sogenannter „Spundwände“ aus Holz, die das Wasser am Abfließen hindern, ist echte Zentimeterarbeit. Sowohl die notwendigen Baumaßnahmen als auch die anschließende Pflege der Flächen werden vom Land Tirol gefördert. Aber nicht nur auf privaten Flächen, sondern auch in Schutzgebieten wurden bereits zahlreiche Maßnahmen zur Revitalisierung von Mooren umgesetzt. So beispielsweise in der „Schwemm“ im Bezirk Kufstein oder im Piller Moor im Naturpark Kaunergrat.

Projekt „AMooRe“ eröffnet neue Möglichkeiten

2024 ist mit der Bewilligung des bundesländerübergreifenden Projekts „AMooRe“ ein großer Wurf gelungen: Die sechs Bundesländer Tirol, Vorarlberg, Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich und Steiermark investieren insgesamt 44,2 Millionen Euro in den kommenden zehn Jahren, um ausgewählte Moore zu revitalisieren. 60 Prozent davon sind EU-Mittel. Für Tirol sind 2,3 Millionen Euro vorgesehen, wodurch zahlreiche größere Projekte in allen Bezirken in Angriff genommen werden können. Die Gespräche mit den GrundeigentümerInnen, bei denen es sich zum großen Teil um Gemeinden handelt, laufen bereits. Sollte zumindest ein Großteil der angestrebten Projekte in den kommenden Jahren umgesetzt werden, könnten rund 100 Hektar Moorflächen revitalisiert werden. „AMooRe ist wirklich ein Meilenstein bei unseren Bemühungen, die Natur wiederherzustellen und seltenen Tieren und Pflanzen ihren Platz zurückzugeben. Jedes einzelne Projekt ist ein Beitrag zum Natur- und Klimaschutz“, freut sich LR Zumtobel. 
  • Niedermoore erhalten das Wasser nicht nur über den Niederschlag, sondern werden überwiegend durch das Grund- und/ oder Oberflächenwasser gespeist (Fluss, Bach, etc.).
  • Hochmoore entwickeln sich meist aus Niedermooren und weisen einen mooreigenen Wasserkörper auf, der oft völlig unabhängig vom Grundwasser der Umgebung ist und rein über Niederschläge gespeist wird.

So funktioniert die Wiederherstellung eines trockengelegten Moores:

1. Um die moortypischen Vegetationseinheiten möglichst rasch wieder in die Fläche zu bringen, werden die „standortfremden Pflanzenarten“ entfernt.
2. Auf Grundlage eines digitalen Höhenmodells und auf Basis einer hydrologischen Planung werden künstlich angelegte Entwässerungsgräben mit Spundwänden geschlossen.
3. Der Wasserpegel steigt wieder – der Boden wird „sauer“.
4. Typische Pflanzenarten beginnen sich wieder auszubreiten. Dazu zählen beispielsweise unterschiedliche Torfmoose, Seggen und Binsen. Aber auch Bäume wie Birken und Schwarzerlen können in Moorflächen gedeihen.
5. Tierarten wie Libellen und Falter kehren zurück. 6. Wenn die Wasserversorgung des Torfkörpers richtig eingestellt ist, kann das Moor das bereits gespeicherte CO2 zurückhalten und in Zukunft weiteres CO2 speichern.
 

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