26. Juni 2024

Die Kraft des Tiroler Wassers

Landeshauptmann Anton Mattle
Beitrag teilen
"Tirol ist und bleibt ein Wasserkraftland", sagt LH Anton Mattle.
„Das Tiroler Wasser dürfen wir nie aus der Hand geben“, will Landeshauptmann Anton Mattle die Kraft des Wassers im eigenen Land nützen.

Im Interview spricht der Landeshauptmann über den Schutz des Tiroler Wassers und die ausgezeichnete Wasserqualität, über die Möglichkeiten der Wasserkraft für die Energieversorgung, aber auch über die Gefahren durch Starkniederschläge.

Herr Landeshauptmann, bei uns ist es selbstverständlich, den Wasserhahn aufzudrehen und ein erfrischendes Glas Wasser zu trinken. Wir sind uns oft gar nicht bewusst, wie wertvoll dieses kostbare Gut ist.

LH Anton Mattle: In Tirol können wir es uns kaum anders vorstellen. Wir sind mit einer sicheren, hochwertigen und verlässlichen Trinkwasserversorgung gesegnet. Man wird sich dieses Privilegs bewusst, wenn man in andere Länder reist oder wenn eine Gemeinde aufgrund von Naturereignissen Probleme mit der Trinkwasserversorgung hat. Wir – das Land und die Gemeinden – investieren viel in die Trinkwasserversorgung. Das ist unsere Pflicht.

Tirol ist bekannt für seine beeindruckenden Berge und klaren Flüsse. Können Sie uns einen Überblick über die Wassersituation in Tirol geben?

Tirol ist reich an natürlichen Wasserressourcen. Die Niederschläge und das gespeicherte Wasser in den Bergen sind entscheidend für die Trinkwasserversorgung, die Landwirtschaft und die Energiegewinnung. Die Wasserqualität in Tirol zählt europaweit zu den besten. Das liegt auch am professionellen Monitoring – wir kontrollieren unser Wasser, vom Trinkwasser bis zu den Badeseen, um diese hohe Qualität zu erhalten. Darauf können sich die Tirolerinnen und Tiroler verlassen. Allerdings bringt der Klimawandel neue Herausforderungen mit sich, denen wir begegnen müssen.

Viele beneiden Tirol um diese Sicherheit bei der Trinkwasserversorgung, andere würden damit sicher auch gerne Geschäfte machen. Was halten Sie davon?

Eine Privatisierung des Wassers kommt für mich nicht in Frage, solche Tendenzen auf europäischer Ebene hat man in der Vergangenheit schon im Keim erstickt. Nichtdestotrotz müssen wir wachsam sein und auch immer wieder klarmachen, dass Wasser ein öffentliches Gut ist. Das Tiroler Wasser dürfen wir nie aus der Hand geben.

Ist man sich dabei der Gefahren im Zusammenhang mit Wasser ausreichend bewusst?

Die Herausforderungen werden sicherlich zunehmen. Starkniederschläge und Hochwassersituationen sind sehr fordernd. Das Land Tirol ist im Bereich des Krisen- und Katastrophenmanagements aufgrund der Professionalität der Einsatzorganisationen und der Einsatzleitungen gut aufgestellt. Zudem gibt es im Ernstfall eine enorme Hilfsbereitschaft in der Tiroler Bevölkerung. Unser Ziel muss es sein, Katastrophen im Vorfeld zu verhindern. Hier greifen wir auf die Expertise der Wildbach- und Lawinenverbauung und der Abteilung Wasserbau zurück. Neben Schutzbauten, Verbauungen und Retentionsflächen setzen wir auch auf hochalpinen Hochwasserschutz zur Reglementierung des Wassers, wie die Stauseen und Ableitungen im Paznaun- oder Zillertal zeigen.

Wer über Gefahren spricht, sollte auch über Chancen reden. Wie kann Wasser für die Tirolerinnen und Tiroler genützt werden?

Die Wasserkraft ist neben Photovoltaik und anderen erneuerbaren Energieträgern das Rückgrat der Energiewende in Tirol. Das ist unser Beitrag zum Klimaschutz. Beim Ausbau erneuerbarer Energie müssen wir uns auch mit Speichermöglichkeiten auseinandersetzen. Denn der Ausbau führt dazu, dass bei wenig Sonnenschein oder schwachem Wind zu wenig Strom zur Verfügung steht. Deshalb braucht es als Ausgleich Wasser, das aufgestaut wird und bei Bedarf zur Stromerzeugung ins Tal abgelassen werden kann. Ein stabiles Netz setzt große Speicherkapazitäten voraus. Das hat auch über die Grenzen Tirols hinaus große Bedeutung.

Sie sprechen von der Bedeutung der Wasserkraft in Europa?

Die Europäische Kommission hat Wasserkraftprojekte definiert, um die europäischen Klimaziele zu erreichen. In der EU gibt es aber auch Tendenzen, die in eine andere Richtung gehen. In Brüssel vertreten manche die Ansicht, dass Atomkraft eine grüne Energiequelle sei, Wasserkraft aber nicht. Mit diesem Irrglauben müssen und werden wir aufräumen. Als Land Tirol werben wir in Brüssel daher für saubere und nachhaltige Nutzung von Wasserkraft. Der Bund hat unsere Forderungen bereits übernommen. Auch auf Europaebene müssen die Vorzüge von Wasserkraft stärker hervorgehoben werden.

Wenn man über die Wasserkraft in Tirol spricht, kommt man nicht umhin, über den Landesenergieversorger TIWAG zu sprechen. Wie läuft die von Ihnen angekündigte Neuaufstellung?

In den vergangenen 100 Jahren hat sich der Landesenergieversorger viel Know-how im Bereich der Wasserkraft erarbeitet. Nun braucht es Schwerpunkte bei anderen Energiequellen, wie zum Beispiel der Photovoltaik. Für den Ausbau erneuerbarer Energieträger braucht der Landesenergieversorger aber vor allem das Vertrauen der Bevölkerung. Erstmals in der Geschichte der TIWAG habe ich deshalb einen günstigen Preis als Zieldefinition in den Satzungen festgelegt und das öffentliche Interesse festgeschrieben. Die TIWAG hat einen klaren Auftrag für eine sichere, kostengünstige, umweltverträgliche und effiziente Belieferung mit Energie – für ganz Tirol. Die Neuaufstellung der TIWAG ist voll im Gange.

Der Sommer steht vor der Tür, die Freibäder und Badeseen öffnen ihre Pforten. Was wünschen Sie den Tirolerinnen und Tirolern?

Die Sommermonate sind für viele Menschen Urlaubs- und Auszeit. Ich wünsche allen in unserem Land eine schöne Zeit beim Schwimmen, Wandern oder einem Museumsbesuch. In erster Linie wünsche ich mir, dass die Tirolerinnen und Tiroler gut und gesund durch den Sommer kommen.
 

Letzte Ausgaben