21. Juni 2021

Der „Tiroler Weg“: Neue Perspektiven im Tourismus

Berge mit Haus und Bäumen im Vordergrund
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Mit einer neu formulierten Tourismusstrategie geht Tirol den Weg in eine Zukunft mit Verantwortung. Das Motto dabei lautet: Qualität vor Quantität.

Die Corona-Pandemie hat die Tiroler Tourismuswirtschaft massiv getroffen und stellt die heimischen Betriebe weiterhin vor große Herausforderungen. Jetzt ist es von enormer Bedeutung, dass der Tourismus wieder voll durchstarten kann. Tirol braucht dieses Comeback und wir alle spüren, dass es gelingt. Das zeigt sich auch in aktuellen Umfragen, wonach die Anziehungskraft Tirols nicht nur ungebrochen, sondern sogar noch gestiegen ist. Das stimmt uns zuversichtlich, dass Tirol eine der erfolgreichsten Urlaubsregionen bleiben wird, erklärt Landeshauptmann und Tourismusreferent Günther Platter.

Tourismus nicht neu erfinden, aber in manchen Bereichen neu denken

Wenn nun mit der neu formulierten Tourismusstrategie des Landes dem Tiroler Weg ein neues Kapitel aufgeschlagen wird, dann hat das Signalwirkung, so LH Platter: Tirol will vorangehen und eindeutige Signale und Richtungen vorgeben. Eines ist aber klar: Wir müssen den Tiroler Tourismus, der ein Wohlstandsmotor unseres Landes ist, nicht neu erfinden. Aber wir müssen ihn in manchen Bereichen neu denken.

„Tiroler Weg“ stellt sich hinter familiengeprägten Tourismus

Den Kern des heimischen Tourismus stellen die vielen Familienbetriebe dar, die Wertschöpfung für unsere Familien und unser Land garantieren. Allein in den nächsten 15 Jahren muss die Übergabe von rund 2.600 Unternehmen gemeistert werden, um die seit Jahrzehnten erfolgreiche familiengeführte Struktur des Tiroler Tourismus zu erhalten. Aus diesem Grund stellt sich der Tiroler Weg mit einem Maßnahmenbündel hinter diese Betriebe. Besonderes Augenmerk wird dabei PrivatzimmervermieterInnen und Urlaub am Bauernhof-Betrieben geschenkt.

Erfolg im Tourismus wird an ganzheitlichen Kriterien gemessen

Früher wurde der Erfolg im Tourismus allein an Nächtigungen bzw. Ankünften gemessen. Das war die Zeit von weiter, schneller, hoher. Dann ruckten die Bettenauslastung und die Wertschöpfung als wirtschaftliche Kennzahlen in den Mittelpunkt. Künftig soll die gesunde Entwicklung des Tiroler Tourismus neben diesen wirtschaftlichen Kennzahlen auch an gesellschaftlichen Messgrößen wie Tourismuswahrnehmung, sozialen Faktoren wie MitarbeiterInnenzufriedenheit oder ökologischen Parametern wie den Anteilen regenerativer Energien gemessen werden, wie LH Platter erklärt: Uns geht es nicht um neue Rekorde. Das Wohl unseres Landes wird vielmehr von einem funktionierenden Tourismus und dessen Akzeptanz bestimmt. Der Tourismus braucht den Dialog und Diskurs mit der Bevölkerung. Nur so lassen sich Verständnis für die unterschiedlichen Interessen schaffen und Lösungen für komplexe Vorhaben und Projekte im Sinne der Bevölkerung finden.

Nein zu „Halligalli“ ohne Wertschöpfung, Nein zu Spekulationsprojekten

Den Exzessen eines ausufernden Party- Tourismus wird mit dem Tiroler Weg eine klare Absage erteilt. Bustouristinnen und Bustouristen, die mit eigenem Alkohol im Gepäck anreisen und ohne Nächtigung wieder abreisen, bringen dem Land keine Wertschöpfung, sondern nur einen Imageschaden. Daher schließt unser neues Selbstverständnis exzessive Entwicklungen aus, so LH Platter. Auch Spekulationsprojekten, undurchsichtigen Investorenmodellen, Großbetrieben und Chaletdorfern soll ein Riegel vorgeschoben werden.

Tourismus in Zahlen

  • Jeder dritte Euro, der in Tirol verdient wird, hängt direkt oder indirekt mit der Tourismus und Freizeitwirtschaft zusammen.
  • Der Tiroler Tourismus sorgt für eine Bruttowertschöpfung von rund 4,5 Milliarden Euro.
  • Rund ein Drittel der österreichweit 150 Millionen Nächtigungen entfielen vor der Coronakrise auf Tirol.
  • Einschnitt in der Pandemie: Im Vergleich zum Vorjahreswinter gingen die Ankünfte und Nächtigungen in der Wintersaison 2020/21 um rund 97 Prozent zurück de facto ein Totalausfall.

„Tiroler Weg“ im Tourismus

Die Tourismusstrategie stützt sich insbesondere auf diese Leitlinien:

  • Neue Erfolgsbemessung: Nicht allein an Bettenauslastung und Wertschöpfung wird der Erfolg im Tourismus künftig gemessen. Neben wirtschaftlichen werden auch gesellschaftliche, ökologische oder Zufriedenheits-Kennzahlen herangezogen beispielsweise die Tourismuswahrnehmung, die MitarbeiterInnenzufriedenheit, die Wiederbesuchsabsichten oder der Anteil erneuerbarer Energien.
  • Betriebliche Wachstumsgrenzen: Um den kleinstrukturierten Tourismus und seine Familienbetriebe zu erhalten und zu schützen, gibt es eine Obergrenze bei der Bettenanzahl fur Beherbergungsgrosbetriebe von 300 Betten. Ab 150 Betten ist eine Sonderflächenwidmung vorgeschrieben.
  • Familiengeprägter Tourismus: In den nächsten 15 Jahren muss die Übergabe von rund 2.600 Unternehmen gemeistert werden, um die seit Jahrzehnten erfolgreiche familiengeführte Struktur im Tiroler Tourismus zu erhalten. Familienunternehmen werden noch intensiver unterstutzt genauso wie PrivatzimmervermieterInnen und Urlaub am Bauernhof-Betriebe.
  • Nachhaltigkeit: Die Tourismuswirtschaft will eine nachhaltige, alpintouristische Entwicklung auf ökologischer, ökonomischer und sozialer Ebene. Ab 2022 wird es Nachhaltigkeitsstandards und das neu geschaffene Österreichische Umweltzeichen in den Tiroler Regionen geben. Im Bereich der Mobilität soll die Anreise der Gäste mit öffentlichen Verkehrsmitteln von derzeit 10 auf 20 Prozent bis zum Jahr 2035 gesteigert werden. Zudem sollen alle Skigebiete bis 2035 klimaneutral sein.
  • Dialog: Der Tiroler Weg sieht eine Kommunikationsoffensive vor, um die Bevölkerung mit ins Boot zu holen. Ziel ist ein wertschätzendes Miteinander von Einheimischen und Gästen, von Bevölkerung und Tourismus sowie von UnternehmerInnen und MitarbeiterInnen.
  • Keine Exzesse: Der Tiroler Tourismus steht im Zeichen der Lebensqualität und im Einklang mit der Umwelt. Das schließt exzessive Entwicklungen aus. Ausufernder Party-Tourismus passt nicht in das Tiroler Qualitätsverständnis.
  • Ständige Weiterentwicklung: Der heimische Tourismus wird laufend weiterentwickelt und die Strategie den Gegebenheiten angepasst. Das Tyrol Tourismus Board als oberstes Tourismusgremium nimmt hier eine führende Rolle ein.

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