26. Juni 2024

Bewässerung sichert Lebensmittelproduktion und Versorgungssicherheit

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Im Bild von li.: Bundesminister Norbert Totschnig, der Obmann der Wassergenossenschaft Leo Oberhofer mit Enkel und „Wassermeister“ Michael und LHStv Josef Geisler.
700 Millimeter pro Quadratmeter und Jahr regnet es in Obtarrenz in der Gemeinde Tarrenz.

Das entspricht in etwa der Hälfte des durchschnittlichen Jahresniederschlags in Reutte oder Kufstein. Felder zu bewässern und so die Lebensmittelproduktion zu sichern, hat deshalb in den inneralpinen Trockenregionen im Tiroler Oberland Tradition.
In der Wassergenossenschaft Obtarrenz Ried-Glöck reichen die Aufzeichnungen über Bewässerungen mehr als 150 Jahre bis zum Jahr 1870 zurück. Im vergangenen Jahr ist die neue, moderne Bewässerungsanlage für 27 Hektar Wiesen und Äcker in Betrieb gegangen. Sie ist gemeinsam mit der angrenzend in Bau befindlichen Anlage der Wassergenossenschaft Obtarrenz-Rastle eines der größten Bewässerungssysteme in Tirol.
Vier Kilometer Hauptleitung mit insgesamt 65 Entnahmeschächten zur effizienten Bewässerung einzelner Flächen haben das alte Waalsystem abgelöst und sorgen heute wieder dafür, dass auch bei Trockenheit das Gras sprießt sowie Gerste und andere Feldfrüchte wachsen. Damit ist auch in trockenen Phasen der Ertrag gesichert. Initiator und Motor der Bewässerungsanlage ist Wassermeister Leo Oberhofer. Er ist Obmann der Wassergenossenschaft Obtarrenz Ried-Glöck mit 20 Mitgliedern und hat ehrenamtlich viele hundert Stunden investiert, bis die neue Anlage im Frühjahr 2023 in Betrieb gegangen ist.

Vom Waal zur modernen Bewässerung

„Bei uns hat man schon von alters her bewässert. Es wird immer trockener. Deshalb haben wir gesagt, das Wasserrecht darf man nicht verfallen lassen, Wasser ist pures Gold. So haben wir uns entschlossen, eine Bewässerungsanlage zu bauen. Jeder ist voll dabei und überzeugt“, schildert Obmann und Wassermeister Leo Oberhofer. Der wahre Wassermeister von Obtarrenz ist aber Oberhofers fünfjähriger Enkel Michael. Er kennt die Bewässerungsanlage wie seine Westentasche, weiß genau, wo sich die einzelnen Schuber befinden und setzt die Anlage bei Bedarf auch in Gang. Denn bewässert werden darf nur untertags, und da ist Opa Leo in der Arbeit.

Anpassung an den Klimawandel

Beeindruckt von der Anlage, aber vor allem von der Umsetzungsstärke, dem langen Atem und vom Zusammenhalt in Obtarrenz ist Bundesminister Norbert Totschnig. Mit Ausnahme des Speicherteichs haben die Mitglieder der Wassergenossenschaft sämtliche Arbeiten in 2.350 Mann- und 1.200 Maschinenstunden innerhalb von acht Wochen Gesamtbauzeit in Eigenleistung erbracht. „Die Versorgungssicherheit ist für uns ein zentrales Thema. Die klimatischen Veränderungen erfordern Anpassungen und das unterstützen wir auch über das Agrar- Umweltprogramm“, verweist Bundesminister Totschnig auf die Bedeutung der Berglandwirtschaft. 85 Prozent der Milcherzeugung erfolgt im Berggebiet. Auch wenn das heurige Jahr bislang eher nass verlaufen ist – Hitzeperioden und Trockenheit infolge der Klimaveränderung sowie Frostereignisse während der Blüte von Obstbäumen führen auch in der Berglandwirtschaft Tirols immer öfter zu Ertragseinbußen und Ernteverlusten. „Der Klimawandel fordert uns alle. Mit Hilfe von Bewässerungsanlagen kann die Versorgung mit regionalen Lebensmitteln auch in Trockenperioden bestmöglich gesichert und Ernteausfällen vorgebeugt werden. Das Land Tirol fördert deshalb sparsame und energieeffiziente Bewässerungsanlagen“, erläutert LHStv Josef Geisler und führt weiter aus: „Die Bewässerung ist eine von mehreren Maßnahmen zur Klimawandelanpassung in der Tiroler Landwirtschaft.“

Trinkwasserversorgung gesichert

Rund 1.000 Bewässerungsanlagen gibt es über das ganze Land verteilt, fast zwei Drittel davon im Tiroler Oberland in den Bezirken Imst und Landeck. Aber auch in Osttirol und in der Inntalfurche wird zur Absicherung der Lebensmittelproduktion bewässert. „Das Wasser dafür kommt zu einem Großteil aus Oberflächengewässern. Ein Viertel der Wassermenge wird aus dem Grundwasser entnommen. Nutzungskonflikte oder eine Konkurrenz mit der Trinkwasserversorgung sind selbst bei länger anhaltenden Trockenperioden deshalb nicht zu befürchten“, weiß Markus Federspiel von der Abteilung Wasserwirtschaft des Landes Tirol. 

Bewässerungsanlage Obtarrenz Ried-Glöck

  • Genossenschaft: 20 Mitglieder mit 27 Hektar Fläche
  • Wasserversorgung: Glöcknerbach (Tiroler Wehr), Überlauf Hochbehälter Obtarrenz „Aufheb“ (Kreuzrainerquellen)
  • Wasserentnahme: maximal rund 24 Liter pro Sekunde in der Zeit von Mitte April bis Mitte Oktober; verpflichtende Restwassermengen von jeweils sechs Liter pro Sekunde pro Fassungsstelle
  • Gemeinschaftliche Anlagen: Speicherteich mit 210 Kubikmeter Fassungsvermögen mit Wasserzähler zur Kontrolle der verbrauchten Wassermenge, vier Kilometer Rohrleitungsnetz, 65 Entnahmeschächte
Den Filmbeitrag dazu finden Sie hier: Bewässerungsanlage

Förderungen für landwirtschaftliche Bewässerung

Seit 1. Juli 2023 gewährt das Land Tirol Investitionszuschüsse bis zu 70 Prozent für landwirtschaftliche Bewässerungsanlagen. Gefördert werden die Sanierung, Modernisierung, Reaktivierung und Neuerrichtung oder Erweiterung von Bewässerungsanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen. Fördervoraussetzungen sind eine sparsame und effiziente Nutzung des vorhandenen Wassers und der Einbau von Wasserzählern. Ansprechpartner sind die jeweiligen Baubezirksämter. Im Rahmen des Agrar-Umweltprogramms unterstützt auch das Landwirtschaftsministerium Investitionen in die überbetriebliche und nachhaltige Bewässerung. Darüber hinaus bietet der Landeskulturfonds ein Kreditprogramm für überbetriebliche Beregnungsanlagen an.
Weitere Informationen dazu unter:
www.tirol.gv.at/wasserwirtschaft
www.landeskulturfonds.at

 

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