Es ist ein kühler Frühsommertag an dem wir uns auf den Weg in die Gemeinde Reutte machen. Im Gemeindeamt hat KEM-Manager Florian Strigl sein Büro und erwartet uns bereits. Strigl betreut die KEM Lechtal-Reutte, die 2020 gegründet wurde und an der 23 Gemeinden im Bezirk beteiligt sind. „Unser Ziel ist klar: Wir wollen die erneuerbare Energie im Bezirk ausbauen, CO2-Emissionen reduzieren und so viele Menschen wie möglich für den Klimaschutz begeistern“, erklärt Strigl.
Insgesamt gibt es bereits elf Klima- und Energiemodellregionen in Tirol. Rund 320.500 Menschen und damit über 40 Prozent der Tiroler Bevölkerung leben in einer KEM-Mitgliedsgemeinde. „Über ganz Tirol spannt sich ein engagiertes Netzwerk für den Klimaschutz. Es gibt Klima- und Energiemodellregionen, Klimawandel-Anpassungsregionen, zahlreiche Klimabündnis- sowie e5-Gemeinden und auch die Regionalmanagements, Planungsverbände oder Tourismusverbände, die gemeinsam mit viel Herzblut bei der Sache sind“, zeigt sich Klimaschutzlandesrat René Zumtobel begeistert. Dieser Einsatz auf allen Ebenen ist auch notwendig: „2022 war das wärmste Jahr in Tirol seit Beginn der Messaufzeichnungen. Ein deutliches Warnsignal, das uns zeigt, dass es in Sachen Klimaschutz keine Zeit zu verlieren gibt“, ist der Landesrat überzeugt.
Saubere Energie teilen
Ortswechsel: Die Gemeinde Bach im malerischen Lechtal. Wir stehen vor dem Gebäude eines Unternehmens, dessen Dach mit Photovoltaik-Modulen ausgestattet ist. Der hier erzeugte Strom wird für die „Erneuerbare Energiegemeinschaft Lechtal“ zur Verfügung gestellt. Ein zukunftsträchtiges Modell mit Vorbildwirkung. „Wir haben 1.900 Sonnenstunden pro Jahr in Tirol. Diese müssen wir nutzen. Bei der Energiegemeinschaft kann jede PV-Anlage als Erzeuger dienen. Die gewonnene Energie wird mit anderen Haushalten oder Betrieben geteilt bzw. an sie verkauft. Damit fördern wir die regionale Energiegewinnung und kommen unserem Ziel, in Zukunft unabhängig von fossilen Energieträgern zu sein, immer näher“, erklärt Strigl.Über 100 Mitglieder zählt die Energiegemeinschaft Lechtal bereits. In Zukunft soll auch das Trinkwasserkraftwerk der Gemeinde in das System integriert werden. Die Energiegemeinschaft im Außerfern ist übrigens nicht die einzige in Tirol: Zahlreiche weitere sind bereits im Aufbau. Beratung bietet die Energieagentur Tirol.
Nachhaltige Mobilität ermöglichen
Ein weiterer Schwerpunkt der KEM Lechtal-Reutte ist die Mobilität. „In unserem Bezirk gibt es viele kleine Gemeinden und Weiler. Öffi-Verbindungen nach Schema F sind bei uns – wie in vielen ländlichen Gebieten in Tirol – kaum effizient umsetzbar. Damit trotzdem mehr Menschen auf den privaten Pkw verzichten können, müssen wir praktikable Lösungen schaffen“, erklärt Strigl.In enger Zusammenarbeit mit Betrieben und Tourismusverbänden im Bezirk wurde an einem Mobilitätskonzept für die Zukunft gearbeitet. Mit dem bisherigen Ergebnis zeigt man sich durchaus zufrieden. „Eine neue Idee ist das Teilen von Werksbussen. Mehrere Betriebe können sich ein Fahrzeug teilen. Damit werden Stehzeiten vermieden, Kosten gespart und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen komfortabel von der Arbeit nach Hause“, berichtet der KEM-Manager.
Zudem wird die Mitfahrbörse „Ummadum“ in der gesamten KEM genutzt. Wer eine Fahrgemeinschaft bildet, den öffentlichen Verkehr nutzt, aufs Rad umsteigt oder zu Fuß geht, wird mit Bonuspunkten belohnt. Diese können wiederum im Handel wie Geld eingesetzt werden. „Vermeiden. Verlagern. Verbessern. Das ist das Credo in Sachen Verkehr. Öffis, E-Mobilität, Fahrgemeinschaften, aktive Mobilität – je nach Region und Gemeinde braucht es bedarfsgerechte Lösungen, die an die jeweiligen Gegebenheiten angepasst sind. Die KEM Lechtal-Reutte ist ein gutes Beispiel, wie das gelingen kann“, unterstreicht auch Landesrat Zumtobel.
Unser Besuch im Außerfern geht zu Ende. Zu berichten gäbe es allerdings noch viel. Neben den erwähnten Beispielen werden in der KEM Lechtal-Reutte sowie in den zehn weiteren KEMs in Tirol viele weitere Projekte umgesetzt: Auch Schwerpunkte in den Bereichen Bauen und Wohnen sowie Landwirtschaft und Bewusstseinsbildung werden gesetzt. „Wir sind auf einem guten Weg und ich lade alle Gemeinden und Regionen in Tirol ein, Teil dieses Klimaschutz- Netzwerkes zu werden“, sagt LR Zumtobel. Interessierte Regionen werden bei der Bewerbung als Klima- und Energiemodellregion durch ein Unterstützungsangebot des Landes begleitet. Durchgeführt wird dies durch die Energieagentur Tirol und das Klimabündnis Tirol in enger Kooperation mit den Regionalmanagements.
Zahlen und Fakten:
■ 11 Klima- und Energiemodellregionen in Tirol■ 136 Gemeinden
■ 6.622 km² Gesamtfläche
■ 320.500 EinwohnerInnen
Informationen zum Thema Energiegemeinschaften: energieagentur.tirol