29. November 2021

Saubere Energie aus Tirol statt Öl, Gas oder Atomstrom

LHStv Josef Geisler steht zwischen Photovoltaik-Anlagen
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Bereits vor dem Pariser Klimaabkommen 2015 hat sich Tirol zum Ziel gesetzt, seinen Energiebedarf unterm Strich aus heimischen, erneuerbaren Energieträgern zu decken und energieautonom zu werden.

„Die Energiewende ist entscheidend für den Klimaschutz. Während auf der Weltbühne um Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele gerungen wird, setzt das Land Tirol seit vielen Jahren in seinem Wirkungsbereich Taten. Den Rahmen dafür bildet das Energie-Zielszenario 2050“, erklärt Energielandesrat LHStv Josef Geisler. Den Energiebedarf um 37 Prozent senken und die im Land verfügbaren erneuerbaren Energieressourcen um 72 Prozent ausbauen – das sind die Zielvorgaben zur Erreichung der Energieautonomie Tirols bis zum Jahr 2050.

„Wir richten in Tirol unsere Energiepolitik darauf aus, dass wir den Ausstieg aus Öl und Gas schaffen und dabei nicht zu Nettoimporteuren von erneuerbarer Energie oder gar von Atomstrom werden. Damit wollen wir das Klima schützen und bis zu zwei Milliarden Euro an Wertschöpfung zurück nach Tirol holen“, führt LHStv Geisler aus. Das Energie-Zielszenario Tirol 2050 gibt den Fahrplan vor. „Alles, was an Verhaltensänderung etwa in der Mobilität oder bei Konsumgewohnheiten passiert, bringt uns schneller ans Ziel“, ruft LHStv Geisler etwa zum Kauf regionaler Produkte oder zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel und das Fahrrad auf.

Strom ist Schlüssel zu Energiewende und Klimaschutz
Derzeit liegt der Anteil von Strom im Energiemix bei rund einem Viertel. Durch E-Mobilität oder den Einsatz von Wärmepumpen zum Ausstieg aus Öl und Gas steigt der Strombedarf. Bis 2050 entfallen zwei Drittel der benötigten Energie auf Strom. Und dieser wird in Tirol in Zukunft in erster Linie aus Wasserkraft und Sonnenenergie erzeugt. „Am ökologisch verträglichen Ausbau der Wasserkraft führt kein Weg vorbei“, bekräftigt LHStv Geisler. Bereits 2011 hat die Tiroler Landesregierung ein Ausbauziel von 2,8 Terawattstunden festgelegt. 39 Prozent sind schon umgesetzt, genehmigt oder in Bau. Für weitere 50 Prozent des Ausbauziels gibt es konkrete Projekte. Zur Erreichung der Energie- und Klimaziele braucht es zusätzlich etwa zehn neue Regionalkraftwerke. Durch diese werden auch Erzeugungseinbußen durch die Ökologisierung von bestehenden

Kraftwerken ausgeglichen.
Photovoltaik auf Dächern und weniger hochwertigen Flächen
Die Energieproduktion aus Photovoltaik (PV) muss bis 2030 um das Siebenfache und bis 2050 um das 40-Fache steigen. Dazu braucht es nicht nur PV-Anlagen auf 70 Prozent aller dafür geeigneten Dächern, sondern auch auf Freiflächen. Rechnerisch sind 13.500 m2 Modulflächen pro Gemeinde zusätzlich zu den Dachflächen notwendig, um das PV-Ausbauziel zu erreichen. „Damit wir der Lebensmittelproduktion keine Flächen entziehen, schauen wir uns gerade an, welche bereits versiegelten oder nicht nutzbaren Flächen beispielsweise bei Deponien, Parkplätzen oder Lärmschutzwänden infrage kommen“, will LHStv Josef Geisler hochwertige landwirtschaftliche Gründe und das Landschaftsbild schützen.

Energie-Zielszenario 2050 unter www.tirol.gv.at/umwelt/energie/ aktuelles/


Energie sparen und effizient einsetzen

Damit Tirol bis 2050 energieautonom wird, muss der Energiebedarf um 37 Prozent sinken. Um 31 Prozent effizienter sollen die Gebäude in Tirol werden. Schätzungsweise 60.000 der rund 185.000 Gebäude in Tirol werden noch mit Öl beheizt, rund 56.000 KundInnen beziehen Erdgas. Der Ausstieg aus Öl und Gas ist bereits eingeleitet. Wärmepumpen, Fernwärme und Holz werden in der Raumwärme vorwiegend zur Anwendung kommen. Weil grünes Gas Mangelware ist, wird es als Ersatz für Erdgas in der Raumwärme langfristig nicht zur Verfügung stehen.

Bis 2050 soll die Mobilität emissionsfrei sein und deren Energiebedarf um 65 Prozent sinken. Im Technologiewechsel vom Verbrenner zum Elektroantrieb liegt ein großer Effizienzhebel. Bereits viele Vorleistungen in Sachen Energieeffizienz hat die Wirtschaft erbracht. Im Sektor Produktion gilt es, eine weitere Reduktion von sieben Prozent des Energiebedarfs zu erreichen. Wo es geht, müssen Prozesse auf Strom umgestellt werden. Wo das nicht möglich ist, kommen statt Erdgas zum Beispiel Wasserstoff, synthetisches Methan oder Biogas zum Einsatz.

Impulsförderung für Wärmepumpen verlängert

Die einkommensunabhängige Impulsförderung für den Einbau von Wärmepumpen im privaten Neubau wird bis Ende 2022 verlängert. Damit bietet das Land Tirol allen privaten BauherrInnen, die keine Wohnbauförderung in Anspruch nehmen, weiterhin einen attraktiven Anreiz zum Einbau dieses umweltfreundlichen Heizsystems. Für Erd- und Grundwasserwärmepumpen beträgt der Einmalzuschuss 3.000 Euro. 700 Euro Zuschuss gibt es für Luftwärmepumpen. Die Impulsförderung wird im Rahmen von „Tirol 2050 energieautonom“ ausgezahlt. Auch im Bereich der Wohnbauförderung werden Wärmepumpen vom Land Tirol gefördert.
„Wir wollen in Tirol raus aus Öl und fossilen Brennstoffen und setzen deshalb in der Raumwärme stark auf die Wärmepumpentechnologie sowie auf Heizen mit Holz“, betont Energiereferent LHStv Josef Geisler. Eine Wärmepumpe ist nicht nur ein verlässliches, sondern – mit Strom aus heimischer Wasserkraft oder Photovoltaik betrieben – auch ein umwelt- und klimafreundliches Heizsystem. Über die Impulsförderung des Landes wurden bislang knapp 500 Wärmepumpen unterstützt.
Weitere Informationen dazu: www.tirol.gv.at/waermepumpe

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