30. August 2021

Dem Baumschläfer auf der Spur

Ein Tiroler Baumschläfer auf einem Ast
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Ein grenzüberschreitendes Projekt macht sich auf die Suche nach dem geheimnisvollen Kleinsäuger.

Unscheinbar, nachtaktiv, im Wald zuhause, kaum auf dem Waldboden zu finden, springt von Baum zu Baum und hat einen buschigen Schwanz. Ganz klar: ein Eichhörnchen. Dieses Tier kommt einem wohl als Erstes in den Sinn. Falsch! Es handelt sich um den in den Alpen sehr seltenen Baumschläfer. Der Baumschläfer – genau genommen die in Tirol beheimatete Unterart Tiroler Baumschläfer – ist ein nach der Fauna-Flora-Habitat- Richtlinie und der Berner-Konvention streng geschütztes Tier, über dessen Lebensraum, Verhaltensweisen und Verbreitung in Tirol nur sehr wenig bekannt ist. In einem grenzüberschreitenden Interreg-Projekt widmet sich der Naturpark Ötztal gemeinsam mit den Partnerorganisationen aus der Region Terra-Raetica, dem Rätischen Dreieck Tirol, Südtirol und der Schweiz dieser seltenen Kleinsäugerart.

Scheuer Waldbewohner
Der Baumschläfer, der zur Familie der Bilche gehört und damit ein naher Verwandter des Siebenschläfers und der Haselmaus ist, wird nur an ganz wenigen Plätzen in Tirol und Südtirol vermutet. Zum letzten Mal wurden in Tirol Vorkommen rund um den Piburger See sowie im Radurschltal bei Pfunds nachgewiesen. „Genau dort wurde auch mit den eineinhalb Jahre andauernden Forschungsmaßnahmen begonnen, um dem scheuen Nagetier auf die Spur zu kommen“, berichtet Naturschutzlandesrätin LHStvin Ingrid Felipe. „Mit dem grenzüberschreitenden Projekt wollen wir mehr über diesen geheimnisvollen Kleinsäuger erfahren. Durch die enge Kooperation mit unseren Projektpartnern schaffen wir eine wesentliche Grundlage, um in Zukunft den Lebensraum für dieses weitgehendunbekannte Lebewesen auch besser schützen zu können. Vom Informationsaustausch profitieren alle beteiligten Regionen gleichermaßen.“ Primäres Ziel des Projektes ist es, mehr Informationen über diesen speziellen Waldbewohner zu sammeln, der hauptsächlich in naturnahen Misch- und Laubwäldern vorkommt und sich dort mithilfe seiner Kletterkünste zwischen den Ästen und Zweigen der Bäume fortbewegt.

Freiwillige helfen mit
Mit der Montage von Spurentunneln, Nistkästen, Fotofallen und begleitender genetischer Analyse können noch bis März 2022 Rückschlüsse auf die Verbreitung, die Lebensraumansprüche und auch die Störanfälligkeit dieser Lebewesen getroffen werden. Nach dem „Citizen-Science-Ansatz“ werden Freiwillige beim Bau der Nistkästen mithelfen und sind somit auch direkt am Projekt beteiligt. In den schwer zugänglichen Hanglagen des Ötztals werden zusätzlich Wildtierkameras angebracht, welche mit geringem Aufwand vielversprechende Ergebnisse liefern können. „In Zeiten der Digitalisierung und der hochtechnologisierten Wildtierforschung ist es kaum zu glauben, dass es bei uns in den Wäldern noch immer Säugetiere gibt, über die wir so wenig wissen. Daher unterstützt auch das Land Tirol dieses Projekt, denn nur wer über seine Waldbewohner Bescheid weiß, kann auch auf sie achten und sie schützen“, ist Naturschutzreferentin LHSTvin Felipe überzeugt. 
 

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